Britische Inflationsrate steigt auf 5,1 Prozent – Zehn-Jahres-Hoch

London (Reuters) – Die britischen Verbraucherpreise sind im November so stark gestiegen wie seit über zehn Jahren nicht mehr.

Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 5,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie die Statistikbehörde am Mittwoch in London mitteilte. Insbesondere Benzin, Kleidung und Schuhe kosteten deutlich mehr. Damit hat sich der Preisauftrieb nochmals erheblich beschleunigt: Im Oktober lag die Inflationsrate noch bei 4,2 Prozent. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg auf 4,7 Prozent gerechnet. Viele Analysten rechnen damit, dass der Höhepunkt der Teuerung damit noch nicht erreicht ist: Der Internationale Währungsfond etwa sagt für das kommende Frühjahr eine Rate von 5,5 Prozent voraus – es wäre die höchste seit 30 Jahren.

Dennoch rechnen Experten nicht damit, dass die Zentralbank schon an diesem Donnerstag mit einer Zinserhöhung auf die immer stärker steigenden Preise reagieren wird. “Wir gehen davon aus, dass die Bank of England bei der Sitzung in dieser Woche abwarten wird”, sagte KPMG-Ökonom Yael Selfin. “Sie will mehr Zeit haben, um die Folgen der Omikron-Variante für Wachstum und Inflation zu bewerten.” Die hochansteckende Variante des Corona-Virus breitet sich derzeit auf der Insel aus.

Aktuell liegt der Leitzins in Großbritannien auf dem Rekordtief von 0,1 Prozent. Angesichts der rasant steigenden Preise dort halten es manche Investoren für möglich, dass er in absehbarer Zeit auf 0,25 Prozent steigen könnte. Die Bank von England könnte damit im Kreis der großen Notenbanken die erste sein, die die Zinszügel anzieht.

Weltbank-Präsident David Malpass hat jüngst einen Kurswechsel in der internationalen Geldpolitik gefordert. “Wir brauchen eine andere Geldpolitik, die den Nutzen auf kleine Unternehmen ausdehnt und das Wachstum in den Entwicklungsländern stärker fördert”, sagte der 65-jährige Amerikaner dem “Handelsblatt”. Die enormen Anleihekäufe der Zentralbanken gehörten “zu den makroökonomischen Wurzeln der Inflation”, sagte Malpass.

tagreuters.com2021binary_LYNXMPEHBE0AU-VIEWIMAGE