RKI empfiehlt vor Bund-Länder-Runde maximale Kontaktbeschränkungen

Frankfurt/Berlin (Reuters) – Unmittelbar vor der Bund-Länder-Konferenz zur Coronavirus-Pandemie empfiehlt das Robert-Koch-Institut (RKI) maximale Kontaktbeschränkungen.

Diese sollten sofort eingeführt und zunächst bis Mitte Januar beibehalten werden, erklärte das Institut am Dienstag. Gleichzeitig forderte es angesichts der sprunghaften Ausbreitung der Omikron-Virusvariante eine Steigerung der Impfungen auf eine maximale Geschwindigkeit. Auch mehrere Politiker sprachen sich für eine schnelle Umsetzung von neuen Corona-Maßnahmen aus. “Es macht jetzt keinen Sinn, bei fallenden Zahlen die Panik auszurufen”, sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder in der ARD. “Aber umgekehrt muss man natürlich auch konsequent sein und auch ehrlich sein, in dem, was auf uns zukommt.” Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen hält eine Wiedereinführung der epidemischen Lage für möglich.

Am Nachmittag beraten Bund und Länder erneut über Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie. Es wird davon ausgegangen, dass es keinen bundesweiten Lockdown, dafür aber Kontaktbeschränkungen – auch für Geimpfte und Genesene – geben wird.

Söder betonte, es müsse rasch Klarheit darüber geben, ob genügend Vakzine für Auffrischungsimpfungen vorhanden seien und dass angesichts der bevorstehenden Weihnachtsfeiertage weiter geboostert werde. Auch ein rasches Signal für die Impfpflicht sei dringend notwendig. “Wir müssen zunächst mal tatsächlich eine klare Einschätzung bekommen, wie gefährlich Omikron ist, wie es sich auswirkt auf die Krankenhäuser, wie insbesondere die Gefährdungslage auch für die jüngere Generation ist.”

Grünen-Politiker Dahmen sagte, Bund und Länder müssten notfalls sogar über die Feiertage zusammenkommen, um weitere Maßnahmen zu beschließen. “Der kontinuierliche Dialog von Bund und Ländern, der nahezu wöchentlich jetzt zusammentritt, ist gut und richtig aufgrund der hohen Dynamik. Das sollte fortgeführt werden, damit man lage-entsprechend frühzeitig reagieren kann.” Er appellierte, jeder sei aufgerufen, Weihnachten nur getestet und im allerkleinsten Familienkreis zu verbringen.

Das RKI meldete binnen 24 Stunden 23.428 Corona-Neuinfektionen. Das sind 7395 Fälle weniger als am Dienstag vor einer Woche. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sank auf 306,4 von 316,0 am Vortag. Auf eine Entspannung der Lage deutet das aber nicht hin. Experten warnen vor einer rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante. Das RKI schätzt die Infektionsgefährdung nun auch für Geimpfte als “hoch” ein und nicht mehr nur als “moderat”. Letzteres gilt nun nur noch für Geboosterte mit dreifacher Impfung. Insgesamt schätzt das RKI die Gefährdung für die Bevölkerung als “sehr hoch” ein. Wegen Omikron könne es zu einer schlagartigen Erhöhung der Infektionsfälle und einer schnellen Überlastung des Gesundheitssystems und auch weiterer Versorgungsbereiche kommen.

RUFE NACH ZUSAMMENHALT

Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann forderte, die Testbefreiung nach einer Booster-Impfung zurückzunehmen. Man habe auch dann nur einen Schutz von etwa 75 Prozent und könne andere Menschen weiter anstecken, sagte er dem SWR-Hörfunk. Die Gesundheitsministerinnen und -minister von Bund und Ländern hatten vor einer Woche beschlossen, dass Menschen mit einer Booster-Impfung dort, wo 2G-Plus gilt, von einer Testpflicht befreit werden sollen.

Bundesratspräsident Bodo Ramelow rief zum Zusammenhalt auf. Das Verbindende, nicht das Trennende müsse in den Mittelpunkt des Denkens und Handelns gestellt werden. “Solidarität und Zusammenhalt sind in diesen Zeiten umso wichtiger, um vor uns liegende Herausforderungen zu meistern und gemeinsam stärker zu werden”, sagte der Linken-Politiker. “2021 hat gezeigt, dass uns das Virus nicht auseinanderbringen darf.”

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