(präzisiert im zweiten Satz Investmentfokus)
München (Reuters) – Der traditionsreiche mitteldeutsche Autozulieferer IFA bekommt nach einer jahrelangen Sanierung einen neuen Eigentümer.
Der Hersteller von Gelenk- und Seitenwellen aus Haldensleben in Sachsen-Anhalt geht an den Münchner Finanzinvestor Aequita, der das Geld reicher Familien verwaltet und sich auf Unternehmen in Umbruchsituationen spezialisiert hat. Zum Kaufpreis für IFA mit rund 2600 Mitarbeitern sei Stillschweigen vereinbart worden, teilten beide Seiten am Mittwoch mit. Einem mit der Transaktion vertrauten Insider zufolge liegt der Übernahme eine Bewertung von rund 300 Millionen Euro zu Buche. Der überwiegende Teil davon entfällt aber auf die Schulden, die IFA angehäuft hatte und die nun reduziert werden.
Der Unternehmer Heinrich von Nathusius hatte die 1959 in der DDR als Industrieverband Fahrzeugbau gegründete IFA im Jahr 1992 privatisiert, sich aber mit einem Expansionskurs verhoben. Die Gläubiger, Banken und Kunden hatten deshalb 2019 den bekannten Sanierer und Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz als Treuhänder eingesetzt, der Unternehmensberater Arno Haselhorst machte sich an die operative Sanierung. IFA beliefert unter anderem BMW, Mercedes, Porsche und Volkswagen. “Die Restrukturierungserfolge der vergangenen Jahre sind essenziell dafür gewesen, einen neuen strategischen Investor zu gewinnen”, erklärte Haselhorst, der zuletzt auch den Autozulieferer Benteler restrukturiert hatte.
Er hält die Sanierung für weitgehend abgeschlossen. IFA habe auch die Chip-Krise, den starken Anstieg der Materialpreise und die wackligen Lieferketten bewältigt. Im vergangenen Jahr wurden 400 Arbeitsplätze abgebaut. “Operativ schreiben wir schwarze Zahlen, angesichts der bekannten Belastungen für die gesamte Branche liegen wir zwar etwas unter Plan, erreichen beim Umsatz allerdings fast den Vorjahreswert von rund 540 Millionen Euro”, sagte Haselhorst dem “Handelsblatt”.
Aequita investiert schwerpunktmäßig in Autozulieferer. Dem “Family Office” gehören aus der Branche bereits Willi Elbe – ein Hersteller von Antriebswellen aus Tamm bei Stuttgart – und die auf Gummidichtungen spezialisierte Meteor. Zum Jahreswechsel übernimmt Aequita von Daimler Truck das Geschäft mit Minibussen.