Paris (Reuters) – Der französische Finanzminister Bruno Le Maire hat Sorge über das Handelsbilanzdefizit des Landes geäußert.
Es sei wie ein dunkler Fleck auf der Wirtschaft, sagte Le Maire am Dienstag dem Hörfunksender France Inter. Frankreich hat 2021 sein Handelsbilanzdefizit auf 84,7 Milliarden Euro von 64,7 Milliarden im Vorjahr ausgeweitet. Le Maire fügte hinzu, es sei auch dringend, die Lage der öffentlichen Finanzen zu verbessern und sie ins Lot zu bringen. Zugleich verwies er darauf, dass die Geldpolitik im Euroraum auf eine Normalisierung zusteuere und die Zinsen wohl steigen würden.
Frankreichs Wirtschaft ist trotz der Omikron-Welle Ende 2021 überraschend stark gewachsen und hat im Gesamtjahr so kräftig zugelegt wie seit 52 Jahren nicht mehr. Die Konjunktur zog um 7,0 Prozent an – und damit so stark wie seit 1969 nicht mehr. Allerdings war die Wirtschaft im Corona-Rezessionsjahr 2020 auch um 8,0 Prozent eingebrochen.
Zugleich hat das Land 2020 ein Staatsdefizit von mehr als 115 Prozent der Wirtschaftsleistung angehäuft. Die EU-Kommission erwartet in den nächsten Jahren einen leichten Rückgang auf 112,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bis zum Jahr 2023. Im EU-Vertrag von Maastricht ist eine Obergrenze von 60 Prozent des BIP vorgesehen. Die Vorgaben des Stabilitäts- und Wachstumspaktes sind wegen der Coronavirus-Pandemie allerdings außer Kraft gesetzt. Die EU-Kommission will Vorschläge für neue Finanzregeln in der Europäischen Union nach der französischen Präsidentschaftswahl im Frühjahr vorlegen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Italiens Regierungschef Mario Draghi fordern, dass künftig mehr Kredite für Investitionen aufgenommen werden können.