TUI fängt sich dank großer Reiselust nach Corona-Krise

Frankfurt (Reuters) – Der Reisekonzern TUI rechnet mit einem Sommergeschäft wie in Vor-Corona-Zeiten und will deshalb schrittweise auf die Krisenhilfe des Staates verzichten.

“Wir erwarten einen starken Sommer 2022. Der Weg aus der Pandemie zeichnet sich immer klarer ab”, erklärte TUI-Chef Fritz Joussen am Dienstag. Die Nachfrage nach Reisen sei über alle Märkte so hoch, dass im Sommer in etwa das Vorkrisenniveau von 2019 erreicht werden könne. TUI gab zur Vorlage der Zahlen im ersten Quartal keine Finanzprognose ab, kündigte aber für 1. April die Rückzahlung von 700 Millionen Euro Staatshilfe an. Durch niedrigere Kosten und mehr digitale Angebote werde TUI als Gewinner aus der Krise hervorgehen und danach deutlich profitabler sein als zuvor, versprach Joussen auf der Hauptversammlung.

Im vergangenen Geschäftsjahr fiel wegen strikter Reisebeschränkungen zur Abwehr der Corona-Pandemie noch ein Nettoverlust von fast zweieinhalb Milliarden Euro an. Der Erlös erreichte mit 4,7 Milliarden Euro nur etwa ein Viertel des Vorkrisenniveaus. Die Nettoverschuldung lag zuletzt bei rund fünf Milliarden Euro, auch nach zwei Kapitalerhöhungen um 2,7 Milliarden Euro. Die Aktionäre gaben dem Unternehmen grünes Licht für weitere Kapitalmaßnahmen im Volumen von 1,7 Milliarden Euro.

Mit einem Teil des Geldes sollen die Schulden beim Staat abbezahlt werden, der TUI in der Corona-Krise mit insgesamt 4,3 Milliarden Euro Finanzhilfe vor einer Pleite bewahren musste. Sie besteht aus drei Milliarden Euro Kreditlinie bei der Staatsbank KfW, die Joussen zufolge nicht stark in Anspruch genommen wurde. Die übrigen 1,3 Milliarden flossen TUI in Form von zwei stillen Beteiligungen und einer Wandelanleihe zu. Eine der beiden stillen Beteiligungen kann über frisches Geld aus einer Kapitalerhöhung getilgt werden. Die andere könnte der Staat nutzen, um sie günstig in Aktien umzuwandeln und diese wieder zu verkaufen. Dabei könnte nach Joussens Worten ein “enormer” Gewinn für den Staat herausspringen, nachdem er von TUI für Kredite schon rund 140 Millionen Euro Zinsen erhalten habe. Ob und wann der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) davon Gebrauch mache, könne er nicht sagen. “Ich glaube, es wird irgendwann passieren.” Es sei auch nicht absehbar, wann TUI neues Geld am Kapitalmarkt aufnehmen werde. Der Konzern brauche den Spielraum, um seine Schulden zu senken.

BUCHUNGEN STEIGEN TROTZ OMIKRON-WELLE

Mit Blick auf die Hauptsaison im Sommer zeigte sich der TUI-Chef zuversichtlich: Der Ausbruch der Omikron-Variante habe nur vorübergehend für einen Dämpfer gesorgt. Auch die steigenden Inflationsraten hielten Verbraucher nicht vom Urlaub ab, da die Ersparnisse hoch seien, erklärte Joussen. Auf dem wichtigsten TUI-Markt Großbritannien lägen die Buchungen für Sommerurlaub schon auf Vorkrisenniveau, in Deutschland noch etwa ein Fünftel darunter. “Auf den griechischen Inseln wird es im Sommer voll”, sagte er. Die Kunden entschieden sich weiterhin sehr kurzfristig. Viele gönnten sich aber höherwertige Unterkünfte und mehr Fernreisen, sodass die Durchschnittspreise für den Sommer rund ein Fünftel höher seien.

Von Oktober bis Dezember lag der saisonal übliche Betriebsverlust noch über Vorkrisenniveau, war aber weitaus geringer als im Vorjahr. Im saisonal schwachen ersten Geschäftsquartal verfünffachte sich der Umsatz auf 2,37 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum, wie das Unternehmen aus Hannover mitteilte. Der Betriebsverlust ging auf 274 Millionen Euro von zurück. Vor Ausbruch der Pandemie vor zwei Jahren war operativ ein Fehlbetrag von 147 Millionen Euro angefallen. Das Umfeld für den Tourismus habe sich deutlich verbessert, erklärte TUI. Restriktionen gegen die Pandemie seien planbarer und in einigen Märkten aufgehoben worden. Weitere Lockdowns erwarte er nicht, sagte Joussen.

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