DIHK-Umfrage – Hälfte der deutschen Firmen wegen Lieferkettengesetz in Sorge

Berlin (Reuters) – Die Hälfte der deutschen Unternehmen meldet wegen des ab Anfang 2023 greifenden Lieferkettengesetzes bereits jetzt spürbare Herausforderungen.

Das geht aus einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter rund 2500 Firmen hervor, die der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag vorlag. Von den betroffenen Betrieben gaben 93 Prozent an, einen höheren bürokratischen Aufwand zu erwarten. 78 Prozent rechnen mit erhöhten Kosten und 64 Prozent mit Haftungsrisiken sowie Rechtsunsicherheit. Allerdings ist das neue Gesetz für die Hälfte der Unternehmen kein Problem.

Der Bundestag hatte 2021 dem lange umstrittenen Vorhaben zugestimmt. Große Unternehmen werden damit ab 2023 verpflichtet, gegen Menschenrechtsverletzungen und Umweltverstöße bei ihren Zulieferern vorzugehen. Bei Verfehlungen drohen Bußgelder von bis zu zwei Prozent des jährlichen Umsatzes. Es gilt zunächst für Konzerne mit mehr als 3000 Mitarbeitern. Ab 2024 sollen Firmen mit über 1000 Beschäftigten hinzukommen.

Größere Konzerne sind wegen der neuen Vorschriften ein Stück gelassener. 64 Prozent der Firmen mit über 3000 Beschäftigten sehen mehr Bürokratie und höhere Kosten auf sich zukommen. Bei den Betrieben mit 1000 bis 3000 Mitarbeitern fürchten dies 71 Prozent. 60 Prozent der vom Gesetz betroffenen Unternehmen hatten bereits Anfragen zu Risiken in ihren Lieferketten. Diese kommen oft von Auftraggebern, Kunden und Lieferanten, aber auch Banken.

Die EU-Kommission hatte am Mittwoch Pläne vorgestellt, europaweit Firmen stärker für ihre Zulieferer in die Pflicht zu nehmen. Diese gehen deutlich über das deutsche Gesetz hinaus. Die Wirtschaft warnte, die Kommission überfordere Unternehmen.

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