Fed-Vertreter berücksichtigen bei Zinspolitik auch Ukraine-Angriff und Öl

New York (Reuters) – Führende Vertreter der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) wollen bei der Zinspolitik auch die Entwicklung der Ukraine-Krise und der Ölmärkte einbeziehen.

Die Auswirkungen des Angriffs auf die Ukraine durch Russland auf den mittelfristigen Wirtschaftsausblick der USA würden zur Bestimmung der angemessenen Geschwindigkeit der Zinserhöhungen auch berücksichtigt, sagte die Chefin des Fed-Bezirks Cleveland, Loretta Mester, am Donnerstag. Solche geopolitischen Ereignisse könnten die Inflation verschlimmern und dem Wirtschaftswachstum kurzfristig schaden. Mester ist in diesem Jahr stimmberechtigtes Mitglied im geldpolitischen Ausschuss FOMC, der über die Zinspolitik entscheidet.

Der Chef des Zentralbankbezirks Richmond, Thomas Barkin, sagte, dass die Invasion der Ukraine ein beunruhigender Vorfall sei, der die Währungshüter dazu zwinge, künftige Ereignisse zu durchdenken. Dazu zählten die hohen Ölpreise, die Entwicklung der Verbraucherausgaben und der Inflation sowie die Reaktion Russlands auf die Sanktionen. Die Argumente für Zinserhöhungen in diesem Jahr blieben angesichts der Entwicklung am heimischen Arbeitsmarkt und der Preisbeschleunigung stark.

Der Präsident der Atlanta-Fed, Raphael Bostic, sagte, dass die Fed die Ereignisse in der Ukraine genau beobachten werde, um deren mögliche wirtschaftliche und finanzielle Auswirkungen zu bewerten.

Der Ukraine-Angriff löste weltweit ein Börsenbeben aus. Der Preis für Rohöl stieg auf 105 Dollar je Fass. Notenbankchef Jerome Powell hat eine Zinswende für März angedeutet und die Finanzmärkte auf weitere Erhöhungen im Laufe des Jahres vorbereitet. Die Fed gerät angesichts der anziehende Teuerung unter Zugzwang, den Kurs zu straffen. Die Verbraucherpreise sind im Januar mit 7,5 Prozent so kräftig gestiegen wie seit rund 40 Jahren nicht mehr.

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