Umfrage – Teure Energie belastet Mehrheit deutscher Unternehmen

Berlin (Reuters) – Drei von fünf deutschen Unternehmen erwarten große bis sehr große Belastungen durch die hohen Energiepreise infolge der russischen Ukraine-Invasion.

Das geht aus einer der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch vorliegenden Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) hervor, das in der ersten Kriegswoche gut 200 Industriebetriebe und industrienahe Dienstleister befragt hat. Bei den Industrieunternehmen sind es aufgrund der energieintensiven Herstellungsprozesse sogar gut 70 Prozent, die infolge der höheren Produktionskosten eine Schwächung vorhersehen.

Ausfallende Zulieferungen von Gas stellen für fast ein Drittel der Firmen ein Problem dar. Auch hier sind in der Industrie die Sorgen besonders groß: 37 Prozent sehen eine ausbleibende Gasversorgung als einen großen oder sogar sehr großen Angebotsschock. Dass Lieferanten wegen des Krieges ausfallen oder nicht liefern können, stellt ebenfalls für fast jedes dritte Unternehmen eine Belastung dar: Gut 30 Prozent bewerten ausfallende Zulieferungen von anderen Vorleistungen für ihre Produktion als problematisch. Unter den Industriefirmen sind es angesichts der international stärker aufgestellten Wertschöpfungsketten sogar fast 40 Prozent.

“Deutlich weniger bedeutend sind wegfallende Absatzmärkte in Russland und der Ukraine”, so die IW-Forscher Hubertus Bardt, Michael Grömling und Edgar Schmitz. “Weniger als ein Zehntel aller Firmen sieht aufgrund eines wegfallenden Absatzmarktes große oder sehr große Probleme in absehbarer Zeit.” Hauptgrund: Allenfalls zwei Prozent des deutschen Außenhandelsumsatzes würden mit Russland erzielt.

Die Ölpreise sind um mehr als 30 Prozent gestiegen, seit Russland in die Ukraine einmarschiert ist und die USA sowie andere Länder eine Reihe von Sanktionen verhängt haben. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sprach sich wie zuvor Wirtschaftsminister Robert Habeck gegen ein Importstopp für russisches Öl aus. Deutschland sei viel abhängiger davon als etwa die USA, sagte Baerbock bei Bild-TV.

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