Frankfurt (Reuters) – Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim will nach guten Geschäften im vergangenen Jahr seine Forschungsausgaben auf ein neues Rekordniveau steigern.
Dafür nimmt das Familienunternehmen 2022 auch einen Ergebnisrückgang in Kauf. “Unsere steigenden Investitionen in Forschung, Entwicklung und Anlagen können in diesem Jahr Auswirkungen haben, aber es sind Investitionen in unser zukünftiges Wachstum und die Stärke unserer Pipeline”, sagte Boehringer-Chef Hubertus von Baumbach am Dienstag bei der Vorstellung der Jahresbilanz. Weit über sieben Milliarden Euro sollen in den nächsten fünf Jahren in die Produktion investiert werden, in die Forschungspipeline sollen im gleichen Zeitraum mehr als 25 Milliarden Euro fließen.
2021 gab Boehringer mit 4,1 (Vorjahr: 3,7) Milliarden Euro so viel Geld wie noch nie für Forschung und Entwicklung in seiner 137-jährigen Firmengeschichte aus. Für 2022 rechnet das Unternehmen wegen der verstärkten Investitionen mit einem leicht geringeren Betriebsergebnis, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Im vergangenen Jahr war es noch auf 4,7 (2020: 4,6) Milliarden Euro gestiegen. Ursprünglich hatte Boehringer aber auch für 2021 mit einem Ergebnisrückgang gerechnet – die Ausgaben fielen aber letztlich in mehreren Bereichen geringer aus als vorgesehen. “Aufgrund der Pandemie konnten wir nicht alle geplanten Aktivitäten durchführen”, sagte Finanzchef Michael Schmelmer.
Die Erlöse dürften in diesem Jahr bereinigt um Währungs- und Sondereffekte leicht zulegen. Für Unsicherheit sorgten zwar die anhaltende Corona-Pandemie, die Unterbrechungen der weltweiten Lieferketten, die geopolitischen Spannungen in Europa und ein schwieriger werdendes Industrieumfeld. Gleichwohl blicke Boehringer “zuversichtlich in die Zukunft”. Der Krieg in der Ukraine hat nur marginale Auswirkungen auf die Geschäfte des Unternehmens. Russland und die Ukraine machen zusammen unter 1,5 Prozent des Konzernumsatzes aus, wie von Baumbach sagte. Jegliche Geschäftstätigkeit in Russland, wo Boehringer über 600 Mitarbeiter beschäftigt, habe der Konzern eingestellt, liefere aber weiter seine Medikamente in das Land.
Im vergangenen Jahr kletterte der Umsatz um mehr als fünf Prozent auf 20,4 Milliarden Euro. Dabei kamen Boehringer deutliche Zuwächse bei seinem Diabetesmittel Jardiance und dem Lungenmedikament Ofev zugute. Aber auch die Umsätze mit Tierarzneien zogen deutlich an – vor allem im Haustierbereich, während das Nutztiergeschäft wegen der Afrikanischen Schweinepest nur mäßig wuchs. Dank starker Nachfrage baute Boehringer auch den Umsatz im biopharmazeutischen Auftragskundengeschäft kräftig aus. Unter dem Strich verdiente das Familienunternehmen 3,4 Milliarden Euro, ein Plus von gut elf Prozent.