Berlin (Reuters) – Trotz Abklingen der Corona-Krise leidet der deutsche Mittelstand in Zeiten des Ukraine-Krieges weiter unter Störungen der globalen Lieferketten – insbesondere auch im Groß- und Einzelhandel.
Zwar ist der Anteil der von Materialknappheit betroffenen Mittelständler von 48 Prozent im September auf 42 Prozent im März gesunken, wie die staatliche Förderbank KfW am Montag mitteilte. Dies sei jedoch allein auf den Dienstleistungssektor zurückzuführen, der wesentlich weniger stark von Vorleistungen abhänge als die anderen Wirtschaftszweige. Im Verarbeitenden Gewerbe und im Bau liegt der Anteil der von Engpässen betroffenen Unternehmen demnach weiterhin bei 78 Prozent. Im Groß- und Einzelhandel ist der Anteil seit dem Herbst demnach sogar um fünf Prozentpunkte auf 68 Prozent gestiegen.
Insgesamt beziehen 29 Prozent aller 3,8 Millionen Mittelständler in Deutschland Rohstoffe, Vorprodukte oder Dienstleistungen aus dem Ausland, wie die KfW mitteilte. Sie seien daher von den Störungen in den globalen Wertschöpfungsketten besonders betroffen. Diese Störungen und weitere Auswirkungen der Corona-Pandemie haben sich laut der Förderbank in den vergangenen zwei Jahren auch in den mittelständischen Auslandsumsätzen niedergeschlagen. “Im Jahr 2021 dürfte sich auch im Mittelstand das Auslandsgeschäft wieder etwas erholt haben. Auf Basis unserer Befragungen erwarten wir einen Anstieg um gut sechs Prozent auf 566 Milliarden Euro. Damit bewegen wir uns weiter unter dem Vorkrisenniveau”, sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.
Die Entwicklung des Auslandsgeschäfts kleiner und mittlerer Unternehmen im laufenden Jahr sei nur schwer abzuschätzen, so die KfW. Es gebe eine hohe Unsicherheit darüber, wie lange die Störungen in den globalen Lieferketten noch anhalten würden. Auch der Ukraine-Krieg und die in Reaktion darauf verhängten Sanktionen bergen demnach Risiken. Für die auslandsorientierten kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland dürfte somit auch das Jahr 2022 herausfordernd sein, erklärte die KfW.