– von Francesco Canepa und Sergio Goncalves
Lissabon/Frankfurt (Reuters) – Die Europäische Zentralbank (EZB) wird aus Sicht des portugiesischen Notenbankchefs Mario Centeno entschlossen gegen ein Auseinanderdriften der Euro-Länder vorgehen.
Das neue geldpolitische Instrument dagegen, das die Euro-Notenbank momentan entwickle, werde aber nur bei Bedarf eingesetzt, sagte das EZB-Ratsmitglied am Montag auf einer Veranstaltung von CNN Portugal. “Oder, wenn es gut ausgestaltet ist, könnte es hoffentlich niemals eingesetzt werden,” fügte er hinzu. Sein EZB-Ratskollege Martins Kazaks aus Lettland machte unterdessen in einem Reuters-Interview deutlich, dass es nicht die Aufgabe der EZB sei, die strukturellen Probleme einzelner Länder zu lösen oder zu bestimmen, wie hoch deren Finanzierungskosten seien.
Zuletzt waren die Renditeabstände – die sogenannten Spreads – zwischen den Staatsanleihen Deutschlands und denen südlicher Euro-Länder wie Italien stark auseinandergelaufen. Dies hatte Erinnerungen an die Euro-Krise vor zehn Jahren geweckt. Denn für solche stärker verschuldeten Euro-Staaten könnten die gestiegen Risikoaufschläge zu einem Problem werden, da sich deren Finanzierungskosten erhöhen. Die EZB hatte vergangenen Woche daraufhin sogar eine Sondersitzung abgehalten. Auf dieser wurde unter anderem beschlossen, rasch ein neues Instrument fertig zu entwickeln, mit dem das Auseinanderdriften bekämpft werden kann. Insidern zufolge soll das neue Werkzeug – wahrscheinlich ein Anleihenkaufprogrammm – an vergleichsweise lockere Bedingungen geknüpft werden.
Es gebe bei der EZB eine große Entschlossenheit und ein starkes Engagement, die Gefahr einer Fragmentierung – so bezeichnet die EZB das unerwünschte Auseinanderdriften der Anleiherenditen – anzugehen. Das neue Absicherungswerkzeug wird “für Disziplin am Markt sorgen, die nicht besteht, wenn die Spreads über die Fundmentaldaten hinaus zunehmen”, sagte Centeno. Lettlands Notenbankchef Kazaks wies unterdessen darauf hin, dass die EZB keine konkreten Renditeabstände als Zielmarke anpeile. Sie versuche allerdings, dafür zu sorgen, dass die Geldpolitik auch überall in der Wirtschaft im Euro-Raum ankomme. Kazaks zufolge kann die jüngste Ausweitung der Renditeabstände nur schwer mit den wirtschaftlichen Daten begründet werden. “Der Anstieg war sehr schnell und es ist unwahrscheinlich, dass sich die Fundamentaldaten so schnell geändert haben,” sagte er.
Lettlands Notenbankgouverneur sprach sich dafür aus, dass die EZB im Kampf gegen die massiv gestiegene Inflation ihren Schlüsselzins im Sommer um insgesamt 0,75 Prozentpunkte anhebt. Ivestoren sollten es aber mit ihren Wetten auf weitere Zinsanhebungen nicht übertreiben, warnte er. Zuletzt wurde an den Finanzmärkten spekuliert, dass die EZB bis Februar 2014 die Zinsen um insgesamt 3,00 Prozentpunkte anheben wird. Die Markterwartungen seien in der vergangenen Woche dramatisch nach oben gegangen, sagte Kazaks. “Man sollte vorsichtig sein hinsichtlich der Geschwindigkeit und es nicht übertreiben.” Portugals Notenbankchef Centeno zufolge wird die Euro-Notenbank bei der Normalisierung ihrer Geldpolitik graduell voranschreiten.
(Bericht von Francesco Canepa, Sergio Concalves; Bearbeitet von Frank Siebelt; Redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)