Insider – G7 wollen nach Krisen strikte Sparpolitik vermeiden

Berlin (Reuters) – Die G7-Staaten wollen auf ihrem Gipfel Ende Juni in Elmau vermeiden, mit einem strikten Sparkurs auf die Krise der Weltwirtschaft zu reagieren.

Klar sei aber, dass es den Automatismus der vergangenen Jahre nicht mehr gebe, mit einer expansiven Fiskalpolitik auf einen Nachfrageeinbruch zu reagieren, hieß es am Montag in Regierungskreisen in Berlin. Man suche eine differenzierte Antwort. Hintergrund sind die weltweiten Sorgen vor hoher Inflation, vor allem bei Energie und Nahrungsmitteln. Die wichtigsten Wirtschaftsunternehmen der G7-Staaten forderten unter anderem weniger Protektionismus und offene Märkte.

“Investitionen werden dabei eine absolut dominante Rolle einnehmen”, sagte ein Regierungsvertreter mit Blick auf den Umbau der Volkswirtschaft auf Klimaneutralität und die Debatte in Elmau. Man müsse Klimaschutz und Investitionen in die Infrastruktur miteinander verbinden. Kanzler Olaf Scholz wolle seinen Plan eines Klimaklubs voranbringen. Dieser solle sicherstellen, dass es angesichts der unterschiedlichen Wege zur Verminderung von Treibhausgas-Ausstoß nicht zu neuen Handelskonflikten komme. Ein Grund für die nötigen Absprachen ist, dass etwa die USA einen anderen Weg als die in Europa gewählte CO2-Besteuerung gehen. “Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir eine gute internationale Zusammenarbeit  – sowohl um Chancen der Arbeitsteilung zu nutzen als auch um Wettbewerbsnachteile für europäische Unternehmen zu vermeiden”, sagte DIHK-Präsident Peter Adrian. “Es ist eine wichtige Aufgabe für die G7, statt unilateraler Maßnahmen und Handelsprotektionismus zu einer fairen, klimaneutralen Handelskooperation beizutragen.”

Beim G7-Gipfel unter deutscher Präsidentschaft werde über Energiemärkte in Verbindung mit den westlichen Sanktionen gegen Russlands Energiesektor gesprochen, hieß es weiter. Die sieben führenden westlichen Industriestaaten wollten auch die Frage beraten, wie man die Ukraine mittel- und langfristig unterstützen könne. Dabei werde es um größere Summen gehen als die fünf Milliarden Euro, die die Ukraine derzeit monatlich für das Funktionieren der Regierung brauche.

Bundeskanzler Scholz plane als G7-Gastgeber bilaterale Treffen mit allen Teilnehmern – auch mit US-Präsident Joe Biden, hieß es. An dem Treffen nehmen die G7-Länder USA, Großbritannien, Frankreich, Italien, Kanada, Japan und Deutschland sowie als Gastländer Indien, Indonesien, Südafrika, Argentinien und Senegal teil. Scholz hatte besondere Betonung auf den Dialog mit den Gastländern gelegt. Ziel sei es, eine Spaltung der Welt in eine “G7 plus” und eine “Brics plus” zu verhindern, hieß es in Regierungskreisen mit Blick auf die eingeladenen Demokratien der Südhalbkugel.

(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von . Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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