Wien (Reuters) – Der Gasfluss nach Österreich stockte auch am Wochenanfang.
Die Liefermengen würden auf dem Niveau des Vortages, also etwa der Hälfte der angekündigten Mengen liegen, sagte eine Sprecherin des österreichischen Öl- und Gaskonzerns OMV am Montag auf Anfrage. Dabei handle es sich jedoch um eine Prognose, wieviel Gas tatsächlich nach Österreich fließe, könne man erst am Abend sagen.
Österreich hat wie Deutschland die Frühwarnstufe im Gas-Notfallplan ausgerufen. Die Alarmstufe zu erhöhen ist nach Angaben des Regulators E-Control derzeit nicht notwendig. “Im Moment ist es so, dass auch mit den reduzierten Mengen der Verbrauch gedeckt werden kann und auch eingespeichert werden kann pro Tag”, sagte Carola Millgramm, die Leiterin der Gasabteilung der E-Control, zu Reuters.
Am Sonntag sind nach Angaben der Expertin etwa 800 Gigawattstunden Gas importiert worden. Der Verbrauch sei mit rund 120 Gigawattstunden sehr niedrig gewesen. Rund 400 Gigawattstunden seien in die Speicher geflossen, der Rest werde exportiert.
GASLIEFERUNGEN ÜBER NORDSTREAM SIND REDUZIERT
Betroffen von einer Drosselung seien die Gasflüsse über die Ostsee-Pipeline Nord Stream. Die Importe über den Gashub Baumgarten in Niederösterreich seien stabil, erklärte die Austrian Gas Grid Management (AGGM), die für das Management der internationalen Gastransitleitungen zuständig ist, in ihrem Lagebericht. Die Versorgung von Endkunden werde zur Gänze aus Importen gedeckt und sei uneingeschränkt gewährleistet, hieß es. In Baumgarten wird überwiegend russisches Gas, aber auch norwegisches sowie Erdgas aus anderen Ländern übernommen. Über mehrere Pipelinesysteme wird das Gas etwa nach Italien oder Deutschland weiter transportiert.
Aus dem Umweltministerium in Wien hieß es, dass Russland auch am Montag reduzierte Gaslieferungen angekündigt habe. “Russland verwendet Energielieferungen als Instrument in einer Auseinandersetzung, um Unsicherheit zu schüren, um Preise zu treiben und um uns auch die Einspeicherung schwieriger zu machen”, sagte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Sonntagabend zum ORF. Österreich ist zu 80 Prozent von russischen Gaslieferungen abhängig. Dies zu reduzieren werde Jahre dauern, so die Ministerin. Für den Notfall soll nun auch das stillgelegte Kohlekraftwerk Mellach reaktiviert werden. Der Umbau des zum Stromkonzern Verbund gehörenden Kraftwerks wird laut Gewessler jedoch Monate dauern.
Trotz der geringeren Liefermenge hätten die Speicher befüllt werden können, teilte das Umweltministerium mit. Der Speicherstand betrage 41,3 Prozent, was einer Gasmenge von rund 39,5 Terawattstunden entspreche. Die Speicher würden mit ihrer maximalen Füllmenge von 95,5 Terawattstunden etwas mehr als den Jahresverbrauch Österreichs abdecken.
(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich. Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)