Johnson-Nachfolger soll am 5. September feststehen

London (Reuters) – Der Nachfolger des britischen Premierministers Boris Johnson soll am 5. September feststehen.

Seine Konservative Partei gab am Montag Ablauf und Zeitplan für die Wahl des Vorsitzenden durch die Mitglieder bekannt. Er oder sie steht automatisch an der Spitze der Regierung, da die Tories größte Partei im Unterhaus sind. Den Angaben zufolge werden Nominierungen am Dienstag angenommen. Eine erste Abstimmung werde am Mittwoch erfolgen und eine zweite am Donnerstag. Es werde so lange votiert, bis noch zwei Kandidaten übrig seien. Die Entscheidung zwischen ihnen falle dann per Briefwahl. Insgesamt ringen elf Kandidaten um den Spitzenposten, nachdem Johnson am Donnerstag seinen Rücktritt erklärt hatte.

Drei der möglichen Nachfolger brachten sich am Montag mit Steuersenkungsversprechen in Stellung. Finanzminister Nadhim Zahawi stellte in Aussicht, die Einkommenssteuer für Geringverdiener zu senken, sollte er zum neuen Premier gewählt werden. Ein durchschnittlicher Privathaushalt könnte bei Absenkung des Steuersatzes von 20 auf 18 Prozent rund 900 Pfund (etwa 1060 Euro) Jahr sparen. Darüber hinaus wolle er eine geplante Anhebung der Körperschaftssteuer verhindern. Die Regierungsausgaben sollten gedrosselt werden.

Der ehemalige Gesundheits- und Finanzminister Sajid Javid erklärte seinerseits, diverse Steuern reduzieren und einen Nothaushalt aufstellen zu wollen. Damit solle die finanzielle Unterstützung für Haushalte erhöht werden, die die steigenden Lebenshaltskosten zu spüren bekommen. Zudem wolle er eine geplante Erhöhung der Sozialabgaben zurücknehmen und für Entlastung bei den Benzinpreisen sorgen.

Außenministerin Liz Truss stieß ins gleiche Horn. “Unter meiner Führung würde ich vom ersten Tag an Steuern senken, um umgehend Maßnahmen zu ergreifen, damit die Menschen die täglichen Lebenshaltungskosten bewältigen können”, schrieb Truss im “Daily Telegraph”. Sie gilt als bevorzugte Kandidatin der konservativen Basis.

Johnson hat den Parteivorsitz abgegeben, will aber als Premierminister so lange im Amt bleiben, bis die Nachfolge geklärt ist – was sich monatelang hinziehen könnte. Das erbost nicht nur die oppositionelle Labour-Party, sondern auch zahlreiche konservative Abgeordnete.

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