Berlin (Reuters) – Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ebbt leicht ab und bleibt damit schwankend.
Die beantragten Regelinsolvenzen sanken von Mai auf Juni um 7,6 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Im Monat davor hatte es noch einen Anstieg von 8,4 Prozent gegeben. Die Insolvenzzahlen waren in der Corona-Krise durch gesetzliche Sonderregeln und Finanzhilfen zeitweise deutlich zurückgegangen. Seit Mai 2021 sind aber keine Pandemie-Sonderregeln mehr in Kraft.
Die sogenannten Regelinsolvenzen fußen auf aktuellen Insolvenzbekanntmachungen aller Amtsgerichte. Sie geben frühe Hinweise auf die künftige Entwicklung von Unternehmenspleiten nach der amtlichen Insolvenzstatistik. Hier liegen bisher endgültige Zahlen bis April vor. Demnach fielen die beantragten Firmeninsolvenzen auf Jahressicht um 6,4 Prozent auf 1248. Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger bezifferten die Amtsgerichte auf knapp 1,4 Milliarden Euro. Mit 221 Fällen gab es die meisten Pleiten am Bau und zudem 187 Verfahren im Handel samt Autowerkstätten.
“Staatliche Hilfsmaßnahmen und deren Ankündigungen bestimmen weiterhin das Insolvenzgeschehen”, sagte der Chef des Berufsverbands der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID), Christoph Niering. “Diese dämpfen künstlich die Entwicklung, so dass die aktuellen Insolvenzzahlen die tatsächliche wirtschaftliche Gesamtlage nicht widerspiegeln.” Die Unternehmen entwickelten zunehmend eine Erwartungshaltung gegenüber der Politik, Insolvenzen um nahezu jeden Preis zu verhindern. “Die Bundesregierung läuft Gefahr bei Krisenanzeichen in ein Reaktionsmuster von Hilfsmaßnahmen zu verfallen, aus denen es nur schwer einen Weg zurück in die Normalität gibt”, mahnte der VID-Vorsitzende.
Dies hätten die Corona-Hilfspakete deutlich gezeigt. Der Ruf nach Unterstützung könne möglicherweise andere grundlegende Probleme überlagern, “die auch in guten Zeiten zu einer wirtschaftlichen Schieflage führen würden”, sagte Niering. “In diesem Fall werden notwendige oder nicht vermeidbare Transformationsprozesse nur zu Lasten der Staatsfinanzen verzögert.”
Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen fiel derweil im April um knapp 20 Prozent zum Vorjahr. Im vorigen Jahr gab es sehr viele Verbraucherinsolvenzen, weil sich die Frist für einen wirtschaftlichen Neuanfang von sechs auf drei Jahre verkürzte und viele überschuldete Personen deshalb mit einem Antrag warteten. “Dieser Nachholeffekt sorgte ab Anfang 2021 für einen starken Anstieg der Verbraucherinsolvenzen und scheint nun beendet”, erklärten die Statistiker.
(Bericht von Klaus Lauer; redigiert – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)