– von Gayatri Suroyo und Christian Krämer
Jakarta/Berlin (Reuters) – Der russische Angriff auf die Ukraine wird auch das G20-Finanzministertreffen Ende der Woche auf Bali überschatten.
Indonesien als Gastgeber gab sich im Vorfeld der Beratungen aber bemüht, die großen Unterschiede – vor allem zwischen Russland und dem Westen – zu überbrücken. Deutschen Regierungskreisen zufolge wird es am Freitag und Samstag weniger symbolische Proteste geben als im April, als mehrere Minister demonstrativ den Saal verließen, als russische Vertreter sprachen. Offen ist, ob es am Ende der Beratungen ein Abschlussdokument mit gemeinsamen Zielen und Bewertungen der Weltwirtschaft gibt.
Wie zäh momentan die regelmäßigen Verhandlungen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) sind, zeigte sich vergangene Woche. Russlands Außenminister Sergej Lawrow nahm zunächst persönlich an dem Treffen mit seinen Amtskollegen teil, verließ es aber vorzeitig. Bei den jetzt anstehenden Beratungen wird nach indonesischen Angaben der russische Finanzminister Anton Siluanow virtuell zugeschaltet, sein Stellvertreter aber vor Ort erwartet.
Ein deutscher Regierungsvertreter sagte am Mittwoch, der Ablauf werde dieses Mal ein Stück weit normaler sein als beim vergangenen Finanzministertreffen im April. “Die meisten werden jetzt nach April eine gewisse andere Verhaltensweise an den Tag legen wollen.” Russland solle eher offen und direkt angegangen werden.
Auch die Notenbankchefs der G20-Staaten nehmen traditionell an den Beratungen teil, für Deutschland Bundesbank-Präsident Joachim Nagel. Der indonesische Zentralbankchef Perry Warjiyo sagte zuletzt, der Gastgeber hoffe am Samstag ein gemeinsames Abschlussdokument veröffentlichen zu können. Sollte dies nicht möglich sein, werde es eine Zusammenfassung Indonesiens geben.
Im April hatte es in Washington kein gemeinsames Kommunique gegeben. Deutschen Regierungsvertretern zufolge wird es auch jetzt extrem schwierig. Knackpunkte dürften dabei vor allem die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und der westlichen Sanktionen gegen Russland sein. “Hier strampeln die Indonesier ganz kräftig.” Russland und China rückten auch enger zusammen, was Grund zur Sorge sei. Das mache gemeinsame Ziele und Bewertungen noch schwieriger. Themen auf Bali werden unter anderem die sich eintrübenden Perspektiven der Weltwirtschaft, Nahrungsmittelsicherheit, die Vorbereitung auf künftige Pandemien sowie Hilfen für hoch verschuldete Staaten.
Aus dem Umfeld des französischen Finanzministeriums verlautete, Russland werde Formulierungen zu den negativen wirtschaftlichen Folgen des Krieges verhindern. Es werde eher darum gehen, ob Indonesien als Gastgeber die russische Invasion deutlich verurteilen werde.
(Mitarbeit von Leigh Thomas. Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)