Finnland will schnelle Uniper-Rettung – Noch kein Durchbruch

Berlin/Helsinki (Reuters) – Im Ringen um die Zukunft des größten deutschen Gas-Importeurs Uniper gibt es noch keinen Durchbruch.

“Bislang wurden noch keine Entscheidungen getroffen”, teilte der Uniper-Mehrheitseigner Fortum am Donnerstagabend mit, an dem auch der finnische Staat beteiligt ist. Die finnische Europaministerin Tytti Tuppurainen hatte zuvor mit deutschen Regierungsvertretern in Berlin gesprochen, auch Fortum verhandelt. Tuppurainen dringt dabei ebenso wie Fortum auf eine rasche Lösung. Uniper hat die Bundesregierung in der Gas-Krise um Hilfe gebeten. Offen ist, wie die finnische Regierung und Fortum in die Pflicht genommen werden.

“Wir müssen alle Optionen prüfen, um die Versorgungssicherheit und die Stabilität der europäischen Energiemärkte langfristig zu gewährleisten”, betonte Fortum-Chef Markus Rauramo am Abend. Er freue sich über die Unterstützung des finnischen Staats bei der Suche nach einer Lösung. “Zu diesem Zeitpunkt schließen wir keine Optionen aus”, hatte auch Tuppurainen gesagt, ohne ins Detail zu gehen. “Die Verhandlungen sind in einer intensiven und kritischen Phase.” Fortum habe viel Kapital in Uniper investiert.

Deutschlands größter Gas-Händler Uniper muss wegen der Lieferkürzungen Russlands Gas am teuren Spotmarkt kaufen, um seine Lieferverpflichtungen zu erfüllen – und fährt damit hohe Verluste ein. Im Falle einer anhaltenden Gasmangellage und weiterer Gaspreiserhöhungen würden die Verluste Unipers wohl “noch dramatischer ansteigen”, warnte Fortum.

DIE ROSINEN FÜR FINNLAND?

Es werde noch nicht mit einer Einigung gerechnet, hatten mehrere Insider Reuters noch vor den Gesprächen gesagt. Ein deutscher Regierungsvertreter sagte, Fortum habe in den vergangenen Jahren viel Geld mit Uniper verdient. Deswegen müsse geklärt werden, ob der Konzern nun die Lasten einfach so weitergeben könne. Die Bundesregierung müsse womöglich nach Uniper noch weitere Firmen stabilisieren. Andere Personen aus dem Umfeld der Verhandlungen mit der Regierung sagten, in den nächsten Wochen müsse eine Lösung stehen. Es brauche einen Einstieg des Staates bei Uniper, um zu verhindern, dass das für die Refinanzierung wichtige Rating in den berüchtigten “Ramschbereich” abrutscht. Die Bundesregierung wolle verhindern, dass Finnland sich die Rosinen rauspicke. Fortum forderte am Abend, das finanzielle Ausbluten Unipers müsse gestoppt, ein stabiles Uniper-Rating müsse gesichert und bei einer Lösung müsse berücksichtigt werden, “dass Gaslieferungen aus Russland auch dauerhaft nicht verlässlich sind”.

Entscheidend für Uniper wird, ob und wie viel russisches Gas nach der Wartung der Pipeline Nord Stream 1 ab dem 21. Juli nach Deutschland fließen wird. Eine Sprecherin des russischen Außenministeriums sagte am Donnerstag, die Wiederaufnahme der Lieferungen hänge zum einen von der Nachfrage in Europa ab, zum anderen aber auch von “einseitigen” Sanktionen. Die Arbeiten an der Pipeline sollten bis zum 21. Juli abgeschlossen sein.

Fortum sieht bei einer dauerhaften Gasmangellage den Bund am Zug: “Die Höhe der Verluste für Uniper hängt wesentlich von den Kostenausgleichsmechanismen ab, die von der deutschen Bundesregierung eingeführt werden”, erklärte der Konzern weiter: “Der Schlüssel zur Lösung dieser Situation liegt also in den Händen der deutschen Regierung.”

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