Baerbock – Klimawandel ist wichtigste Sicherheitsfrage

Berlin (Reuters) – Mit Appellen an die Industrieländer zu größeren Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel hat am Montag in Berlin die sogenannte Petersberger Klimakonferenz begonnen.

Sowohl Außenministerin Annalena Baerbock als auch ihr ägyptischer Kollege Sameh Schukri forderten, dass die Industrieländer endlich ihre Zusagen umsetzen müssten, den ärmeren Staaten jährlich 100 Milliarden Dollar für die Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen und Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel zur Verfügung zu stellen. Schukri verlangte zudem, dass die reicheren Staaten bereit sein müssten, über eine Entschädigung für bereits eingetretene Verluste und Schäden durch den Klimawandel zu reden.

“Der Klimawandel ist die größte und wichtigste Herausforderung, er bedroht Frieden und Stabilität”, sagte Baerbock zur Eröffnung der Konferenz, die auch die sogenannte COP27-Beratungen im November in Ägypten vorbereiten soll. Das Außenministerium sei Gastgeber der Konferenz, weil der Klimawandel auch die wichtigste Sicherheitsfrage sei. Russlands Präsident Wladimir Putin habe mit seinem Angriff auf die Ukraine deutlich gemacht, dass der beschleunigte Ausbau der Erneuerbaren Energien in diesen Zeiten auch Freiheit bedeute.

Baerbock sicherte zu, dass Deutschland seine Klimaschutzziele einhalten werde. Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine sei es zwar nötig, kurzfristig Kohlekraftwerke als Notreserve wieder zu aktivieren. “Das bedeutet nicht, dass wir das 1,5 Grad-Ziel aufgeben”, fügte sie mit Blick auf die internationalen Klimaschutzvereinbarungen aber hinzu. Im Gegenteil wolle man das Tempo für den Ausbau von Wind- und Solarenergie beschleunigen.

Weltweit blieben noch acht Jahre, um die Emissionen an Treibhausgasen um die Hälfte zu reduzieren, sagte Baerbock. Sie verwies ebenso wie Schukri und der britische Umweltminister Alok Sharma auf die derzeit sehr hohen Temperaturen und Waldbrände in vielen Teilen Europas. Sharma, der die internationalen Klimaschutzverhandlungen im vergangenen Jahr (COP 26) geleitet hatte, sagte, dass man viele in den vergangenen Jahren gesteckte Ziele nicht erreicht habe. Man habe die Konsequenzen des Nichthandels bereits vor Augen. Ohne den Krieg in der Ukraine oder die hohen Energiepreise direkt zu erwähnen, sagte der ägyptische Außenminister, dass die gegenwärtige Lage keine Entschuldigung sein dürfe, nichts zu tun.

(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2022binary_LYNXMPEI6H07C-VIEWIMAGE