Berlin (Reuters) – Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warnt, die gegenwärtigen Krisen dürften nicht zu einer Kluft im internationalen Kampf gegen Klimawandel werden.
“Sicherheit und Vertrauen sind weiter verloren gegangen”, sagte Baerbock am Dienstag beim Petersberger Klimadialog in Berlin. Als Gründe nannte sie die Corona-Pandemie und vor allem den russischen Angriff auf die Ukraine und die dadurch ausgelöste Energie- und Nahrungsmittelkrise. “In dieser Situation gibt es eine große Gefahr, dass alte Konflikte wieder aufbrechen”, sagte sie in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit ihrem ägyptischen Kollegen Sameh Schukri. Auch dieser warnte: “Wir dürfen keinen Rückschlag erleiden wegen der gefährlichen geopolitischen Lage.”
Im November steht in Ägypten die nächste internationale Klimakonferenz (COP27) an. “Wir sind nicht auf dem 1,5-Grad-Pfad”, mahnte Baerbock mit Blick auf die angestrebte Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad. Alle Staaten müssten deshalb ihre Anstrengungen erhöhen. “Wir können die Klimakrise nicht aufschieben”, fügte sie mit Blick etwa auf Dürre in Afrika und die Hitzewelle in Europa hinzu. “Deshalb können wir auch den Kampf nicht aufschieben, weil andere Krisen wichtiger erscheinen.”
Mit Blick auf die Beratungen sprach Baerbock von “intensiven und ehrlichen Debatten”. Die Entwicklungs- und Schwellenländer dringen dabei nicht nur darauf, dass die Industriestaaten ihre Zusage umsetzen, jährlich 100 Milliarden Dollar im Kampf gegen den Klimawandel bereit zu stellen. Die Außenministerin räumte auch ein, dass wegen der bereits eingetreten Schäden durch den Klimawandel viele ärmere Länder darauf pochten, dass man über eine Kompensation sprechen müsse. Auch Schukri forderte eine ernsthafte Diskussion über diesen Punkt.
Baerbock warnte aber, wenn man nicht entschieden die Treibhausgase reduziere, “dann werden die Kosten für die Klimaanpassung oder auch für die Schäden durch den Klimawandel ins Unermessliche steigen”. Deshalb verstärke Deutschland die Energiepartnerschaften mit Entwicklungsländern. Der Kampf gegen Klimawandel sei auch eine Technologiefrage, weil man raus aus fossilen Energieträgern hin zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren Quellen kommen müsse.
(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)