Berlin (Reuters) – Das deutsche Gastgewerbe profitiert immer mehr von Corona-Lockerungen.
In Restaurants und Kneipen stiegen die inflationsbereinigten Erlöse im Mai um 8,6 Prozent zum Vormonat und binnen Jahresfrist sogar um gut 88 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. “Damit erzielte die Gastronomie den höchsten realen Umsatz seit Beginn der Corona-Pandemie.” Er lag allerdings noch 14,9 Prozent unter dem Niveau vom Februar 2020, dem Monat vor Ausbruch der Virus-Krise in Deutschland. Dieser Rückstand wird aber immer kleiner. Auch das gesamte Gastgewerbe – also mit Hotels – holt auf. Hier stieg der Umsatz preisbereinigt (real) 8,5 Prozent zum April.
Im Vergleich zum Mai 2021, als noch weitreichende Einschränkungen für Hotellerie und Gastronomie galten, hat sich der Umsatz mehr als verdoppelt (+126,8 Prozent). Allerdings bleibt trotz des Aufwärtstrends noch ein Stück Weg zum Vorkrisenniveau: Denn die Erlöse lagen real um knapp 15 Prozent unter dem Vorkrisenniveau vom Februar 2020.
Hotels und sonstige Beherbergungsbetriebe verzeichneten im Mai ein Umsatzplus von gut acht Prozent zum Vormonat. Gemessen am Vorjahresmonat, als in den meisten Bundesländern aufgrund der Corona-Pandemie ein Beherbergungsverbot für privatreisende Gäste galt, stieg der Umsatz um mehr als das Dreifache (+243 Prozent).
GASTRONOMIE-PERSONAL SUCHT GUT BEZAHLTE HELFERJOBS WOANDERS
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) hatte jüngst nach einer Umfrage erklärt, die Erholung setze sich fort. Dennoch habe das Umsatzminus in den ersten sechs Monaten nominal – also nicht inflationsbereinigt – immer noch 13,4 Prozent unter den Erlösen von 2019 gelegen. Private Buchungen in Hotels und Gaststätten laufen demnach besser als die Nachfrage von Geschäftskunden. Für Juli berichteten 38 Prozent der Unternehmen von guten bis sehr guten Buchungen. Sorgen bereiten den Betrieben die sprunghaft gestiegenen Energiekosten sowie die hohen Lebensmittelpreise. Knapp 63 Prozent der Firmen suchen akut Personal. Denn viele Beschäftigte hatten der Branche während der langen Lockdowns in der Virus-Pandemie den Rücken gekehrt und anderswo nach sichereren Jobs gesucht.
Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, dass sich der Wechsel von Fachkräften in Helferjobs anderer Branchen finanziell sogar lohnen kann. Dies gelte etwa für Lehrberufe, in denen besonders niedrige Entgelte gezahlt würden wie in der Körperpflege, Floristik, Land- und Tierwirtschaft sowie der Gastronomie. So verdienten Fachkräfte in der Gastronomie nur rund 1850 Euro im Monat. Demgegenüber gebe es besser bezahlte Helfertätigkeiten im Industrie- und Baubereich, in der Ver- und Entsorgung und Chemie. Niedrige Löhne auf Fachkraftniveau machten manche Berufe für viele unattraktiv, erklärte das Institut. Das könne zu Berufswechseln und damit zu einem verschärften Mangel an Fachkräften in den betreffenden Branchen führen. “Dies ist etwa im Gastgewerbe der Fall und wurde durch die Corona-Pandemie noch verstärkt”, betonte IAB-Forscherin Barbara Schwengler.
(Bericht von Klaus Lauer; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)