(Reuters) – In der Ukraine droht russischen Truppen nach Darstellung des britischen Geheimdienstes und der Regierung in Kiew ein schwerer Rückschlag an der Südfront.
Demnach könnten durch die ukrainische Gegenoffensive auf die besetzte Stadt Cherson russische Truppen vom Gros der Armee abgeschnitten werden. Die ukrainischen Truppen hätten sehr wahrscheinlich einen Brückenkopf südlich des Flusses Inhulez errichtet, der die nördliche Grenze von Cherson bildet, teilte das Verteidigungsministerium in London am Donnerstag auf Twitter unter Berufung auf den Geheimdienst mit. Russlands 49. Armee befinde sich am westlichen Ufer des Dnjepr und erscheine nun sehr verwundbar. Cherson sei praktisch von den anderen besetzten Gebieten abgeschnitten.
Nach ukrainischer Darstellung zieht Russland bereits Truppen von der Ostfront im Donbass ab, um die Einheiten im Süden zu verstärken. Russland verlege derzeit Kräfte in großem Umfang in den Süden, erklärte der ukrainische Präsidentenberater Olexsij Arestowitsch. Russland schalte von Angriff auf Verteidigung um. Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte in seiner täglichen abendlichen Botschaft, es werde alles getan, um die Nachschubwege der russischen Armee zu blockieren.
Nach Darstellung des britischen Verteidigungsministeriums ist es den Ukrainern gelungen, mit Langstreckenwaffen aus dem Westen mindestens drei Brücken über den Dnjepr zu beschädigen. Demnach wurde die strategisch wichtige und einen Kilometer lange Antoniwsky-Brücke bei Cherson erneut getroffen und kann sehr wahrscheinlich nicht mehr passiert werden. Vertreter des russischen Militärs erklärten, man könne den Fluss mit Behelfsbrücken oder Fähren überqueren.
Die russischen Kräfte verbuchten bereits am Mittwoch die Einnahme des Kohlekraftwerks Wuhlehirsk im Osten des Landes als Erfolg. Das wäre der erste strategische Gewinn der russischen Kräfte seit drei Wochen. Die Angaben beider Seiten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
(Bericht der Reuters-Büros, geschrieben von von Hans Busemann, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)