Kiew (Reuters) – Dutzende ukrainische Kriegsgefangene sind am Freitag in Donezk vermutlich bei einem Luftangriff getötet worden, für den sich Russland und die Ukraine gegenseitig verantwortlich machen.
Nach russischen Angaben haben ukrainische Streitkräfte ein Gefängnis in der von pro-russischen Separatisten kontrollierten Region Donezk getroffen und dabei 40 ukrainische Kriegsgefangene getötet. Das Gebäude im Gebiet des Ortes Oleniwka sei mit in den USA hergestellten HIMARS-Raketen beschossen worden, meldeten russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau. 75 Kriegsgefangene sowie acht Wachleute seien verletzt worden.
Der ukrainische Generalstab bestritt einen Angriff seiner Truppen auf das Gefängnis und erklärte, für den Tod der Kriegsgefangenen sei Russland verantwortlich. “Die Streitkräfte der Russischen Föderation haben gezielt mit Artillerie eine Justizvollzugsanstalt in der Siedlung Oleniwka im Gebiet Donezk beschossen, in der auch ukrainische Gefangene festgehalten wurden”, erklärte der Generalstab. “Auf diese Weise haben die russischen Besatzer ihre kriminellen Ziele verfolgt – die Ukraine des Begehens von ‘Kriegsverbrechen’ zu beschuldigen sowie die Folter von Gefangenen und Hinrichtungen zu verschleiern …”
In dem Gefängnis werden nach russischen Angaben auch Kämpfer des Asow-Regimentes festgehalten. Dieses hatte zusammen mit zahlreichen Zivilisten wochenlang im Asow-Stahlwerk in der Hafenstadt Mariupol ausgeharrt. Nachdem die Kämpfer sich ergeben hatten, wurden sie in das Gefängnis gebracht. Der Separatistenführer in Donezk, Denis Puschilin, sagte den Medienberichten zufolge, unter den 193 dort festgehaltenen Gefangenen seien keine Ausländer.
Russland hat die Beteiligung an Kriegsverbrechen im Rahmen des von ihm so bezeichneten militärischen Sondereinsatzes bestritten. Dieser dient nach russischer Lesart dem Schutz der russischsprachigen Bevölkerung in der Ukraine und der Ausrottung gefährlicher Nationalisten. Die Ukraine und der Westen sprechen von einem nicht provozierten Angriffskrieg Russlands.
(Bericht von Natalia Zinets und weiteren Reuters-Büros, geschrieben von Sabine Ehrhardt, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)