Baerbock – Verhandlungen über Klimaentschädigungen für arme Länder sind schwierig

Berlin (Reuters) – Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat die Verhandlungen über zusätzliche Klimaentschädigungen für ärmere Staaten als schwierig bezeichnet.

“Zu einer substanziellen Vereinbarung liegt noch ein schwieriger Weg vor uns, die Vorstellungen liegen teils noch weit auseinander”, sagte die Grünen-Politikerin am Mittwoch vor ihrer Abreise zur Weltklimakonferenz in Scharm el-Scheich. Um eine Lösung zu finden, müsse man bereit sein, neue Wege zu gehen. Dies erwarte Deutschland auch von anderen Staaten, so Baerbock. Die Frage von Entschädigungen, die Industriestaaten wegen der Folgen des Klimawandels an ärmere Länder zahlen sollten, ist bei der offiziell noch bis Freitag laufenden Konferenz in Ägypten eines der größten Streitpunkte.

Auch die Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) drängten in einer einstimmig gebilligten Abschlusserklärung auf Forstschritte bei den Verhandlungen und das Einhalten von bereits gemachten Absprachen. Entwicklungsländer müssten laut Erklärung eine deutlich höhere Unterstützung erhalten, um dem Klimawandel und der Umweltzerstörung entgegenzuwirken. Diesen Ländern wurde bereits zugesagt, dass reichere Staaten pro Jahr 100 Milliarden Dollar zur Anpassung an den Klimawandel mobilisieren. Das Ziel wurde bislang aber nicht wie einst versprochen erreicht. “Wir erinnern die Industrieländer an ihre Zusagen”, so die G20.

Auch die Frage, wie das sogenannte 1,5-Grad-Ziel noch erreicht werden kann, ist umstritten. Im 2015 vereinbarten Pariser Klimaschutzabkommen wurde vorgegeben, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Bundesumweltministerin Steffi Lemke forderte ein klares Bekenntnis zu diesem Ziel sowie dem Schutz der Ökosysteme.

Erwartet wird, dass die ägyptische Leitung der Weltklimakonferenz am Mittwoch einen ersten Entwurf für eine globale Biodiversitätsstrategie vorstellen wird. Deutschland unterstütze diesen Vorschlag, so Grünen-Politikerin Lemke. Wichtige Fragen wie die Finanzierung einer solchen Strategie blieben bislang offen. In Dezember soll auf der Weltnaturkonferenz in Montreal ein neuer globaler Rahmen für den Biodiversitätsschutz beschlossen werden. Im September hatte Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigt, Deutschland werde bis 2025 die Mittel zur Finanzierung der globalen biologischen Vielfalt auf 1,5 Milliarden Euro jährlich erhöhen.

(Bericht von Nette Nöstlinger, Mitarbeit von Andreas Rinke, redigiert von Christian Krämer. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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