Umfrage – International tätige deutsche Unternehmen erwarten harten Winter

Berlin (Reuters) – Die im Ausland aktiven deutschen Unternehmen rechnen wegen des russischen Krieges gegen die Ukraine und Chinas harter Corona-Politik mit einem harten Winter.

Knapp jede zweite Firma (47 Prozent) erwartet einen konjunkturellen Abschwung an ihrem jeweiligen Standort, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Auslandshandelskammern (AHK) unter mehr als 3100 Betrieben hervorgeht. Lediglich im Frühjahr 2020, zu Beginn der Corona-Pandemie, gingen mehr Unternehmen von einer wirtschaftlichen Eintrübung aus (65 Prozent). Nur noch 17 Prozent (Frühjahr: 21 Prozent) erwarten, dass sich die Konjunktur in ihrem Gastland in den nächsten zwölf Monaten verbessern wird.

Trotz der Sorgen laufen die Geschäfte an internationalen Standorten bislang noch robust. So melden knapp die Hälfte der Unternehmen (45 Prozent) eine gute Geschäftslage – fast so viele wie im Frühjahr (48 Prozent). Für ebenfalls 45 Prozent laufen die Geschäfte derzeit immerhin befriedigend. Nur jedes zehnte Unternehmen (Frühjahr: elf Prozent) berichtet von einer schlechten Lage.

“Der Aufholeffekt von Auftragsstaus in der Industrie oder dem Neustart für Dienstleister nach Beendigung der Corona-Einschränkungen sowie stellenweise Entspannungen bei den globalen Lieferketten dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich auch bei den deutschen Unternehmen im Ausland die angespannte Weltkonjunktur bemerkbar macht”, sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. “Abhängig von ihren jeweiligen internationalen Märkten, finden sie jedoch stabile, wenn nicht sogar vorteilhafte Bedingungen vor, die wiederum Zuversicht geben.”

Gut zwei von fünf Unternehmen (42 Prozent) nennen wegen der mehrwöchigen Lockdowns in China und der Auswirkungen der Corona-Pandemie weiterhin anhaltende Störungen in den Lieferketten als erhebliches Risiko für ihr Auslandsgeschäft. Hinzu kommen Turbulenzen auf den Weltmärkten für Rohstoffe und Energie, ausgelöst oder verschärft durch den russischen Krieg in der Ukraine. Demzufolge klagt ein Großteil der Unternehmen über hohe Rohstoffpreise (42 Prozent) und hohe Energiepreise (41 Prozent) – allerdings mit deutlichen regionalen Unterschieden. Während in der Euro-Zone 57 Prozent in hohen Energiepreisen ein Hauptrisiko für ihr eigenes Geschäft sehen, sind es in Nordamerika nur 24 Prozent. Abgesehen davon macht sich immer mehr auch eine sinkende Nachfrage der Konsumenten bei den Unternehmen bemerkbar, da die Kaufkraft durch hohe Inflationsraten beeinträchtigt wird.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Reinhard Becker. – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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