Stockholm (Reuters) – Die hohe Inflation ist aus Sicht von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel noch längst nicht überwunden.
“Wir befinden uns nach meiner Interpretation mehr oder weniger noch inmitten eines Sturms und der Sturm ist noch nicht vorbei,” sagte er am Dienstag auf einer Veranstaltung der schwedischen Notenbank in Stockholm zum Thema Unabhängigkeit der Zentralbanken. Notenbanken müssten daher ihren Job erledigen und ihr Mandat erfüllen. “Das ist unsere Rolle”, sagte Nagel. In der Euro-Zone hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die hohe Inflation bereits vier Mal in Folge die Zinsen angehoben. Die Teuerung im Euro-Raum lag zuletzt im Dezember bei 9,2 Prozent. Die Rate ist damit immer noch mehr als vier Mal so hoch wie die EZB-Zielmarke von zwei Prozent.
Während der letzten zehn, zwölf Jahre seien die Notenbanken die meistgefragtesten Partner der Politiker gewesen, sagte Nagel weiter. Denn sie hätten in ihrer unabhängigen Rolle alles getan, um die Finanzkrise zu bekämpfen. Doch das sei mit einem Preis verbunden gewesen. Und nun in den nächsten Jahren müssten die Politiker lernen, dass die Geldpolitik ihren Preis habe. “Vielleicht müssen einige von uns ankündigen, dass es womöglich Verluste gibt oder nicht die Gewinne, die wir in der Vergangenheit hatten”, sagte Nagel.
Die EZB und nationale Notenbanken der Euro-Zone wie die Notenbanken Belgiens und der Niederlande hatten in den vergangenen Monaten bereits vor Bilanzverlusten im Zuge des eingeschlagenen Zinserhöhungskurses gewarnt. Auch Nagel hatte Verluste für die Bundesbank nicht ausgeschlossen.
(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)