Frankfurt (Reuters) – Geldhäuser im Euro-Raum müssen aus Sicht von EZB-Chefbankenaufseher Andrea Enria noch stärker auf die Risiken im Geschäft mit Kunden aus der Schattenbankenbranche achten, die am Finanzmarkt mit komplexen Derivaten und Wertpapierfinanzierungen engagiert sind.
Unter andere sollten Institute die regelmäßige Überprüfung von Geschäftspartnern verstärken, schrieb EZB-Chefbankenaufseher Andrea Enria in einem am Freitag auf der Internetseite der EZB-Bankenaufsicht veröffentlichten Blogbeitrag. Auch eine Ablehnung und Trennung von Kunden sollte mit zur Risikoabwehr gehören.
Die EZB ist seit Herbst 2014 für die Aufsicht über die großen Banken der Euro-Zone zuständig. Zum Schattenbankensektor zählen Finanzfirmen abseits der traditionellen Banken, zu denen unteren anderem Hedge- und Geldmarktfonds, alternative Investmentfonds und spezielle Börsenhändler zählen. Nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) kommen sie inzwischen für fast die Hälfte der weltweiten Finanzanlagen auf.
“Das Versäumnis eines Kunden, Informationen zur Verfügung zu stellen, sollte zu einem konservativeren Ansatz in Bezug auf Sicherheiten, Margining und Limits oder sogar zur Ablehnung oder zum Ausschluss von Kunden führen”, schrieb Enria in dem Beitrag. Der Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos Capital hatte die Schattenbanken-Branche wieder in die Schlagzeilen gebracht und ein Schlaglicht auf die Risiken in diesem Teil der Finanzbranche geworfen. Die Verluste der Banken im Zuge des Zusammenbruchs hatte die EZB auf über zehn Milliarden Dollar geschätzt.
Die EZB überprüfte unter anderem wie die Banken mit dem Risiko umgehen, dass ein Kunde bei einem Derivategeschäft nicht mehr zahlen kann. Sie untersuchte zudem die Verbindungen zwischen Banken und Rohstoffhändlern und Energieunternehmen, nachdem es auf diesen Märkten zu großen Schwankungen infolge des Ukrainekriegs gekommen war. Laut Enria hat die Aufsicht zwar einige Fortschritte bei den Banken im Umgang mit solchen Risiken ausgemacht. Es seien aber auch erhebliche Mängel festgestellt worden. Die EZB werde das gesamte Spektrum ihrer Aufsichtsinstrumente nutzen, damit die Banken Schwachstellen umgehend beseitigen.
(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)