Berlin (Reuters) – Gut zwei Monate vor der vorgezogenen Bundestagswahl hat die rot-grüne Minderheitsregierung die Zahldauer des Kurzarbeitergeldes auf bis zu 24 Monate ausgeweitet, um den erwarteten Anstieg der Arbeitslosigkeit zu dämpfen.
Ziel sei es, Betrieben in schwierigen Zeiten mehr Planungssicherheit zu geben, um erfahrene und eingearbeitete Beschäftigte halten zu können, teilte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil am Mittwoch mit. “Arbeit und Weiterbildung zu finanzieren ist immer besser als Arbeitslosigkeit zu bezahlen”, erklärte der SPD-Politiker.
Über den Verordnungsentwurf des Arbeitsministers hatte Reuters bereits in der vergangenen Woche berichtet. Die maximale Bezugsdauer von Kurzarbeitergeld wird von zwölf auf bis zu 24 Monate verlängert, längstens bis zum 31. Dezember 2025. “Ohne die Verlängerung der Bezugsdauer kann davon ausgegangen werden, dass es zu einem erheblichen Personalabbau bei den von Kurzarbeit betroffenen Betrieben kommen würde”, heißt es darin. Die Verordnung tritt zum 1. Januar 2025 in Kraft.
In der Bundesagentur für Arbeit wird nicht ausgeschlossen, dass die Arbeitslosenzahl Anfang kommenden Jahres erstmals seit zehn Jahren wieder die Marke von drei Millionen überschreiten könnte. Die Verordnung kann die rot-grüne Minderheitsregierung auch ohne Befassung von Bundestag oder Bundesrat beschließen.
KURZARBEITERGELD ALS KRISENINSTRUMENT IN CORONA-PANDEMIE
Im Haushalt der Behörde dürfte die Ausweitung der Zahldauer laut Entwurf zu Mehrausgaben von 260 Millionen Euro für Kurzarbeit führen. Dem stünden Minderausgaben in nicht bezifferbarer Höhe für andernfalls fälliges Arbeitslosengeld gegenüber. Bisher hatte die BA für ihren Etat 2025 für das konjunkturelle Kurzarbeitergeld 783 Millionen Euro vorgesehen.
Bei Kurzarbeit erstattet die BA 60 Prozent (bei Beschäftigten mit Kindern 67 Prozent) des Lohnausfalls. Bei Flauten können Betriebe so eine Durststrecke überbrücken.
Das Kurzarbeitergeld war zuletzt während der Corona-Pandemie mit einem zweistelligen Milliardenbetrag zur Krisenbewältigung genutzt worden, um einen drastischen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verhindern. Die hohen Kosten hatten eine Rücklage der BA von 26 Milliarden Euro aufgezehrt.
Die Zahl der Kurzarbeitenden sei nach vorläufigen Daten im September auf 268.000 gestiegen, heißt es im Entwurf. Das seien 116.000 mehr als ein Jahr zuvor. 82 Prozent der Kurzarbeitenden seien im Verarbeitenden Gewerbe tätig.
(Bericht von Holger Hansen, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)