IMK-Institut: Neue Regierung muss Infrastruktur stärken und Energiepreise senken

Berlin (Reuters) – Die künftige Bundesregierung sollte dem IMK-Institut zufolge mit einer Investitionsoffensive, der Eindämmung der Energiepreise und einer Industriepolitik die maue Wirtschaft anschieben.

“Die anhaltende Stagnation der deutschen Wirtschaft der vergangenen Jahre ist nicht auf überhöhte Lohnkosten oder hohe Sozialausgaben zurückzuführen”, teilten die gewerkschaftsnahen Forscher am Mittwoch mit. Ursache sei vielmehr das sich verändernde weltwirtschaftliche Umfeld. Dies sei stark geprägt “durch einen sich zuspitzenden Machtkampf zwischen den beiden wichtigen Handelspartnern China und USA”. Hinzu kämen die Folgen des Energiepreisschocks durch den Wegfall russischen Erdgases als verlässliche Energiequelle seit dem Ukraine-Krieg.

Die größte Herausforderung für die nächste Regierung bestehe darin, “zu verhindern, dass strategisch wichtige Industriebereiche wegbrechen, und Anreize für Investitionen zu schaffen, die eine zukunftsfähige Produktion von innovativen Gütern und Dienstleistungen ermöglichen”, erklärte der wissenschaftliche IMK-Direktor Sebastian Dullien. Wichtig sei auch ein konstruktiver Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), um die Produktivität zu steigern, eine Strategie zur Arbeitskräfteeinwanderung, ein Stärken der Tarifbindung und bessere Bildung.

Die Politik müsse entschlossen handeln und drei Schwerpunkte setzen, heißt es in der Analyse der wirtschaftspolitischen Herausforderungen. Nötig sei erstens eine Investitionsoffensive, um die Infrastruktur zu modernisieren: von Schienen, Straßen, Netzwerkkabeln, Stromnetzen bis zu Schulen. Zweitens müsse das Problem hoher und schwankender Energiepreise gelöst werden – kurzfristig durch einen Brückenstrompreis, längerfristig etwa durch ein Finanzieren des Netzausbaus über öffentliche Kredite. Drittens raten die Forschenden zu einer neuen, in der EU koordinierten Industriepolitik, die zentrale Zukunfts- und Schlüsselbranchen bei der Transformation hin zu klimafreundlichen Prozessen unterstützen soll.

Die deutsche Wirtschaft dümpelt derzeit am Rande einer Rezession und dürfte Ökonomen zufolge 2024 das zweite Jahr in Folge leicht geschrumpft sein. Für das laufende Jahr erwartet das IMK nur ein Miniwachstum von 0,1 Prozent.

(Bericht von Klaus Lauer; – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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