Brüssel (Reuters) – Die weltweite Erderwärmung hat nach einem neuen Jahr mit Rekordtemperaturen erstmals die 1,5-Grad-Marke überschritten.
Die Durchschnittstemperatur des Planeten habe 1,6 Grad über den Werten der vorindustriellen Zeit gelegen, teilte der EU-Klimawandeldienst Copernicus Climate Change Service (C3S) am Freitag mit. Die 1,5-Grad sind 2015 im Pariser Weltklimavertrag als Wert verankert worden, der nicht überschritten werden dürfe, um die Folgen des Klimawandels noch zu beherrschen. 2024 war zudem das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen und jedes der vergangenen zehn Jahre war wiederum unter den zehn heißesten. “Die Entwicklung ist einfach unglaublich”, sagte Copernicus-Direktor Carlo Buontempo.
Die Werte von 2024 bedeuten jedoch wissenschaftlich gesehen noch nicht, dass die Erderwärmung insgesamt die 1,5-Grad dauerhaft überschritten hat. Dafür müsste sie mehrere Jahre in Folge über der Marke liegen. “Die Sache ist noch nicht erledigt”, sagte Buontempo. “Wir haben es in der Hand, die Entwicklung von jetzt an zu ändern.”
ZAHL UND WUCHT DER NATURKATASTROPHEN NIMMT ZU
Die Zahl und die Heftigkeit der Naturkatastrophen erhöht sich durch den Klimawandel. Waldbrände wie in Kalifornien oder Fluten wie in Spanien deuten daraufhin. Die USA haben im vergangenen Jahr 24 Wetterphänomene registriert, die Schäden von mehr als einer Milliarde Dollar verursacht haben. Durch die höheren Temperaturen steigt die Wahrscheinlichkeit für Dürren auf der einen Seite. Auf der anderen Seite, kann wärmere Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen, was wiederum Starkregen auslöst.
Professor Chukwumerije Okereke von der Universität Bristol sprach von einem weiteren Weckruf für die Weltgemeinschaft. “Trotz all der Warnungen, die Wissenschaftler ausgesprochen haben … kommen die Staaten ihrer Verantwortung nicht nach”, sagte er Reuters.
Die Weltklimakonferenz in Baku im November war bereits von Umwelt- und Klimagruppen als Enttäuschung kritisiert worden, auch die Bundesregierung hatte sich mehr erhofft. Dies gilt auch für die geplanten Hilfen für die Menschen in den ärmsten Ländern der Welt, die am meisten unter dem Klimawandel leiden, obwohl sie am wenigsten dazu beigetragen haben.
Am 20. Januar tritt zudem Donald Trump sein Amt als US-Präsident an, der den menschengemachten Klimawandel entgegen der großen Mehrheit der Wissenschaftler bezweifelt. Bereits bei seiner ersten Amtszeit hatte er den Austritt der USA aus dem Weltklimavertrag auf den Weg gebracht, was aber von seinem Nachfolger Joe Biden abgewendet worden war.
(Bericht von Kate Abnett, Ali Withers; Geschrieben von Markus Wacket, Esther Blank, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)