Insider: Bund lotet Komplettverkauf von Uniper aus

– von Andres Gonzalez und Christoph Steitz und Emma-Victoria Farr

London/Frankfurt/Berlin (Reuters) – Die Bundesregierung spielt Insidern zufolge einen kompletten Verkauf der Anteile an dem verstaatlichten Energiekonzern Uniper durch.

Der Bund habe für das Paket von 99,12 Prozent unter anderem den kanadischen Vermögensverwalter Brookfield im Blick, sagten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Dies sei eine Möglichkeit neben dem bevorzugtem Teilverkauf in Höhe von rund 25 Prozent und einem Verkauf über die Börse, einem Re-IPO. Ein Veräußerung von Uniper in einem Rutsch würde dem Bund auf einen Schlag die Kassen füllen. Von möglichen Aktienkurssteigerungen könnte er dann aber nicht profitieren. Uniper wird derzeit mit rund 18,4 Milliarden Euro bewertet.

Uniper und Brookfield lehnten eine Stellungnahme ab. Das für Uniper zuständige Bundesfinanzministerium bekräftigte, verschiedene Optionen zu prüfen. Es gelte unverändert das Statement, dass bislang keine finale Entscheidung über den Zeitpunkt und die Form einer möglichen Transaktion getroffen sei. “Auf Basis eingehender Analysen kommen wir zu dem Schluss, dass eine Veräußerung über den Kapitalmarkt die zentrale Handlungsoption des Bundes zur Reprivatisierung von Uniper ist.” Darüber hinaus würden auch außerbörsliche Veräußerungsoptionen in Abhängigkeit von ihrer Validität geprüft.

Ein Insider sagte, dass ein Deal eher nach dem Sommer zu erwarten sei. Zunächst müsse der Bundestag ein Gesetz verabschieden, das Uniper eine Rückkehr zur Zahlung von Dividenden erlaube. In der Regierung wird erwartet, dass hierfür vor der Wahl zumindest noch ein Anlauf genommen wird. Eine Entscheidung sei aber wegen der kurzen Zeit bis zur Wahl ambitioniert, hieß es in Regierungskreisen. Bislang hatte der Bund eine Transaktion im Frühjahr angestrebt. Mit dem Aus der Ampel-Regierung und den Neuwahlen im Februar hat sich die Lage jedoch verändert.

Der Bund hatte in der Energiekrise 2022 den größten deutschen Gaskonzern verstaatlicht und fast komplett übernommen. Uniper war durch den zunächst teilweisen und schließlich völligen Gaslieferstopp des russischen Gasriesen Gazprom an den Rand einer Pleite geraten. Der Staat hatte daraufhin ein milliardenschweres Stabilisierungspaket geschnürt, von dem Uniper 13,5 Milliarden Euro in Anspruch genommen hatte. Inzwischen erzielen die Düsseldorfer wieder Milliardengewinne. Die EU-Kommission hatte die Übernahme unter anderem an die Bedingung geknüpft, dass der Staat seine Beteiligung bis spätestens 2028 auf maximal 25 Prozent plus eine Aktie abschmilzt. Zudem muss Uniper bis Ende 2026 eine Reihe von Vermögenswerten verkaufen, darunter das umstrittene Steinkohlekraftwerk Datteln 4 in Nordrhein-Westfalen.

(Bericht von Andres Gonzalez, Christoph Steitz, Emma-Victoria Farr, Mitarbeit: Christian Kraemer, bearbeitet von Tom Käckenhoff, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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