Zürich (Reuters) – In der Prüf- und Inspektionsbranche bahnt sich eine Großfusion an.
Die weltweite Nummer eins SGS aus der Schweiz verhandelt mit dem französischen Rivalen Bureau Veritas über einen möglichen Zusammenschluss, wie die beiden Konzerne am Mittwoch als Reaktion auf entsprechende Medienberichte mitteilten. Es bestehe allerdings keine Gewissheit, dass die Gespräche zu einer Transaktion führten. Weitere Einzelheiten wollten sie nicht nennen. Werden sich die Parteien einig, entsteht ein Riese mit über 180.000 Mitarbeitern. An der Börse sackten SGS um 5,3 Prozent ab, während Bureau Veritas 3,8 Prozent zulegten.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte am Dienstagabend berichtet, dass die beiden Unternehmen an letzten Einzelheiten eines Deals arbeiteten, der in den in nächsten Wochen angekündigt werden könnte. SGS wird an der Börse mit knapp 19 Milliarden Euro bewertet, Bureau Veritas mit gut 13 Milliarden Euro. Er könne sich angesichts der vergleichbaren Größe der beiden Unternehmen eine Fusion vorstellen, erklärte ZKB-Analyst Daniel Bürki. Der Prüf- und Inspektionsmarkt sei noch nicht sehr konsolidiert, die vier größten Anbieter kämen auf einen kombinierten Marktanteil von schätzungsweise 20 bis 25 Prozent. Entsprechend dürften die Wettbewerbsbehörden den Deal kaum unterbinden. Ebenfalls in der Spitzengruppe sind die französische Eurofins, Intertek aus Großbritannien und die deutschen Dekra und TÜV Süd.
Die JP-Morgan-Analysten sprachen von einer überraschenden Entwicklung. Beide Firmen hätten vergleichsweise neue Chefinnen, die im Vorjahr neue mittelfristige Strategien vorgelegt hatten. Lenkerin von SGS ist die Französin Géraldine Picaud, die früher Finanzchefin des Zementkonzerns Holcim und des Linsenherstellers Essilor war. Mit einem Zusammenschluss könnten die Firmen das angepeilte Wachstum in den USA beschleunigen. JP Morgan zufolge bräuchte eine Fusion die Zustimmung der französischen Beteiligungsgesellschaft Wendel, die 26,5 Prozent an Bureau Veritas hält, sowie der französischen Regierung. Größter Eigner von SGS sind die Familien Desmarais und Frère mit einem Anteil von zusammen knapp einem Fünftel.
(Bericht von Oliver Hirt und John Revill, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)