Zürich (Reuters) – Erstmals seit 2018 will wieder eine Biotechfirma an die Schweizer Börse gehen.
BioVersys peile im laufenden Quartal eine Notierung an der SIX an, wie das Basler Unternehmen am Dienstag mitteilte. Die Firma, die Antibiotika entwickelt, wolle dabei rund 80 Millionen Franken aufnehmen. Rund die Hälfte dieses Emissionsvolumens soll von den bestehenden Aktionären gezeichnet werden, darunter der britische Pharmakonzern GSK und der auf Investitionen in Mittel zur Bekämpfung von antimikrobiellen Resistenzen (AMR) spezialisierten Investor AMR Action Fund. Der Börsengang werde von Citi, UBS und Stifel organisiert.
Die Erlöse aus dem IPO sollen vor allem dazu verwendet werden, das Hauptprodukt BV100 zur Bekämpfung von Krankenhausinfektionen durch die klinische Phase III zu bringen. Zudem will BioVersys damit die Betriebskosten und den Investitionsbedarf für die Jahre 2025 bis 2028 finanzieren. Die als Ausgründung der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich entstandene Firma beschäftige gegenwärtig 26 Mitarbeiter und will diese Zahl auf gut 30 erhöhen.
BV100 soll gegen Infektionen eingesetzt werden, an denen bis zu 50 Prozent der Patienten sterben, so die Gesellschaft. Bis Ende 2027 will die Firma bei den wichtigsten Gesundheitsbehörden Zulassungsanträge einreichen. Andere Firmen in diesem Geschäft sind unter anderem die amerikanische Entasis Therapeutics und der Pharmariese Roche. BioVersys ist zudem dabei, zusammen mit GSK ein Medikament gegen Tuberkulose zu entwickeln. Er hoffe, dass die US-Arzneimittelbehörde FDA BV100 2028 zulasse, erklärte Firmenchef Marc Gitzinger. “Dann erwarten wir, dass wir recht schnell Gewinne schreiben, also um 2030, 2031”.
Die SIX verbuchte in den vergangenen Jahren relativ wenige Neuzugänge, 2024 waren das das IPO des Hautpflegekonzerns Galderma und das Listing des Telekomanbieters Sunrise. Insbesondere die riskanten Biotechfirmen zogen zuletzt anderen Finanzierungsformen vor. Letztmals nahm mit Polyphor 2018 ein anderer Branchenvertreter an der SIX 155 Millionen Franken auf. Der ebenfalls im Bereich Antibiotika tätigen Firma war aber nicht der gewünschte Erfolg beschieden. Sie wurde 2021 übernommen. Im laufenden Jahr rechnen Investmentbanker in der Schweiz über alle Branchen hinweg mit rund fünf Börsengängen.
(Bericht von Oliver Hirt. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)