Berlin (Reuters) – Hoffnungsschimmer für die darbende deutsche Baubranche: Sie hat im November erneut deutlich mehr Aufträge an Land gezogen.
Das Neugeschäft wuchs inflationsbereinigt um 7,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Das ist der zweite deutliche Anstieg in Folge: Im Oktober zogen die Aufträge um 5,8 Prozent an, dem ging allerdings ein Einbruch von 12,6 Prozent im September voraus. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es im November sogar ein reales Plus von 16,6 Prozent.
Der November entpuppte sich zudem als bisher umsatzstärkster Monat im Jahr 2024. Die Unternehmen nahmen 11,5 Milliarden Euro ein. Allerdings: Inflationsbereinigt lag der Umsatz immer noch um 2,5 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Von Januar bis November sanken die Umsätze real um 1,1 Prozent. Für das neue Jahr rechnet der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie noch nicht mit einer Trendwende. “Auch das Baujahr 2025 wird mit einem realen Minus enden, das fünfte Jahr in Folge”, hieß es.
“SO GUT WIE ABGESCHRIEBEN”
Auch beim Neugeschäft sieht der Branchenverband noch keine Trendwende. “Die Bauunternehmen haben die kommenden Monate so gut wie abgeschrieben”, sagte Bauindustrie-Präsident Peter Hübner. “Wohnungsbau oder Infrastruktur, es kommen insgesamt einfach zu wenige Aufträge rein.” Im Wohnungsbau etwa sei in diesem Jahr nur mit 150.000 bis 200.000 Fertigstellungen zu rechnen. Zum Vergleich: Die Bundesregierung strebt eigentlich 400.000 pro Jahr an. Die Branche hofft auf neue Impulse durch die neue Regierung.
Das Neugeschäft im Tiefbau, wozu der staatlich dominierte und oftmals auch von Großaufträgen geprägte Straßenbau zählt, nahm im November um 7,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu. Der Hochbau – der vor allem durch den Wohnungsbau geprägt und überwiegend von der privaten Nachfrage abhängig ist – meldete einen ähnlich kräftigen Zuwachs von 7,8 Prozent.
Die Branche hofft auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB). Sie könnte schon in der kommenden Woche ihren Leitzins erneut senken. Dadurch könnten die Bauzinsen wieder attraktiver werden. Eine Belebung der Baubranche dürfte aber erst mit einiger Verzögerung folgen, sagen Ökonomen.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erwartet erst für 2026 eine Trendwende. Nach fünf rückläufigen Jahren werde das Bauvolumen dann erstmals wieder wachsen, heißt es einer Studie der Berliner Forscher. Es werde dann inflationsbereinigt um zwei Prozent zulegen. Für 2024 wird zunächst noch ein Minus von fast vier Prozent angenommen, für 2025 ein Rückgang von knapp einem Prozent. Komme es so, dann läge das Bauvolumen im nächsten Jahr immer noch um gut sieben Prozent unter dem Spitzenwert von 2021. Im Wohnungsbau seien es sogar zehn Prozent weniger.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)