Frankfurt (Reuters) – Der Dax kennt seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump kein Halten mehr: Zum Wochenschluss kletterte der deutsche Leitindex, der am Montag erst die 21.000-Punkte-Marke durchbrochen hatte, um 0,5 Prozent auf ein frisches Rekordhoch von 21.520,50 Zählern.
Seit Jahresbeginn summiert sich das Plus inzwischen bereits auf gut acht Prozent. “Der Dax ist außer Rand und Band”, konstatierte Jürgen Molnar von RoboMarkets. Die Trump-Euphorie treibe die Kurse. Zuletzt versetzten die Forderung Trumps nach niedrigen Zinsen wie auch dessen sanftere Töne in puncto Strafzöllen die Anleger in Kauflaune. Der EuroStoxx50 notierte am Freitag auf einem 24-Jahres-Hoch. Für den Dollar ging es dagegen deutlich bergab.
“Mit der Ankündigung, möglicherweise auf Zölle gegen China zu verzichten, zündete der US-Präsident die nächste Stufe des aktuellen Kursfeuerwerks”, sagte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners mit Blick auf die Rally am Aktienmarkt. Donald Trump, der zu Wochenbeginn vereidigt wurde, sagte in einem Interview mit dem Sender Fox News, sein jüngstes Gespräch mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping sei “freundschaftlich” gewesen und er könne eine Einigung im Handelsstreit mit China erzielen. Er wolle lieber keine Zölle gegen China erheben.
ZOLLHOFFNUNGEN MACHEN AUTOWERTE BEGEHRT
Die Hoffnung auf eine Abwendung größerer Handelskonflikte ließ die Investoren vor allem bei Autowerten zugreifen. Im Dax legten die Titel von Porsche, Mercedes-Benz, BMW und Volkswagen zwischen 3,1 und 2,5 Prozent zu. Der europäische Autoindex stieg in der Spitze um 2,4 Prozent. Das Thema Zölle war mit Blick auf China, EU, Kanada und Mexiko Kernelement von Trumps Wahlagenda. Vor allem die Papiere der europäischen Autobauer waren aufgrund der Zollandrohungen in den vergangenen Monaten auf Talfahrt gegangen. Bislang verzichtete der neue US-Präsident aber auf konkrete Ankündigungen in puncto Handelspolitik. Viele Experten sehen dennoch keinen Grund zur Entwarnung. “Zölle werden kommen – es ist nur eine Frage des Wie und Wann”, meint Mark Dowding von RBC BlueBay Asset Management.
Während die Aktienanleger jubilierten, geriet die US-Währung unter die Räder. Der Dollar-Index fiel um bis zu 0,7 Prozent auf ein Fünf-Wochen-Tief von 107,2760 Punkten. Auf Wochensicht gab er rund 1,5 Prozent nach. Der Euro zog dagegen zeitweise um ein Prozent auf 1,0514 Dollar an. Trump forderte auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, die US-Notenbank solle die Zinsen senken. “Diesem Ansinnen wird die Fed bei ihrem Zinsentscheid in der kommenden Woche allerdings kaum nachgeben”, prognostiziert Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. “Die Markterwartung legt eindeutig eine abwartende Haltung der Notenbank nahe.” Zu stark seien die Wachstumsdynamik der US-Konjunktur und damit auch der Inflationsdruck.
SCHWACHER DOLLAR SCHIEBT ROHSTOFFPREISE AN
Am Rohstoffmarkt waren angesichts des schwachen Dollars Kupfer und Gold gefragt. Die in der US-Devise gehandelten Rohstoffe sind so für Besitzer anderer Währungen billiger. Gold verteuerte sich um bis zu 0,9 Prozent auf 2777,97 Dollar je Feinunze und notierte damit knapp unter seinem Ende Oktober erreichten Rekordhoch von 2790,15 Dollar. Der Preis für Kupfer kletterte um 1,3 Prozent auf 9355 Dollar je Tonne.
Unter den Einzelwerten ragten neben dem Autosektor auch die Luxuswerte heraus. Aktien von Burberry hoben nach besser als erwarteten Geschäftszahlen um 14 Prozent ab und zogen andere Luxusmarken mit nach oben. Die Papiere von Gucci-Eigentümer Kering gewannen 8,4 Prozent, die Titel von LVMH und Cartier-Eigentümer Richemont stiegen um je 2,8 Prozent. Hugo Boss notierten im MDax 3,5 Prozent fester. Anleger schöpften nach längerer Flaute wieder Hoffnung auf eine Geschäftsbelebung bei Luxusgütern.
Für Gesprächsstoff sorgte auch der sich anbahnende Zusammenschluss auf dem italienischen Bankenmarkt. Die mit Staatshilfe vor der Pleite gerettete Traditionsbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) will die größere Mediobanca für 13,3 Milliarden Euro schlucken und bietet dafür einen Aktientausch an. Die Titel von Mediobanca kletterten in der Spitze um 6,9 Prozent auf 16,34 Euro, den höchsten Stand seit fast 18 Jahren. Die Aktien von Monte dei Paschi rutschen dagegen zeitweise um mehr als zehn Prozent ab. “Wir glauben, dass das Synergiepotenzial begrenzt ist,” hieß es in einem Kommentar des Brokers Keefe, Bruyette & Woods (KBW).
(Bericht von: Daniela Pegna, Mitarbeit Anika Ross, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)