München (Reuters) – Niedrigere Preise und Überkapazitäten in der Solarbranche haben dem Münchner Spezialchemiekonzern Wacker Chemie wie erwartet einen Gewinnrückgang eingebrockt.
Im vergangenen Jahr sank das operative Ergebnis (Ebitda) um sieben Prozent auf 770 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Zuletzt hatte Wacker 700 bis 800 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Unter dem Strich fiel der Gewinn um 19 Prozent auf rund 265 Millionen Euro. “In vielen Abnehmerbranchen war die Nachfrage nach wie vor schwach. Insbesondere in der Bau- und Automobilindustrie haben viele unserer Kunden ihre Produktion gedrosselt”, sagte Wacker-Chef Christian Hartel.
Der Umsatz schrumpfte um elf Prozent auf 5,72 Milliarden Euro und lag damit noch unter den eigenen Erwartungen von 6,0 bis 6,5 Milliarden. Der Grund dafür war vor allem ein Einbruch im Geschäft mit Polysilizium, das in der Solar- und der Chip-Industrie zum Einsatz kommt. Wacker leidet darunter, dass chinesische Anbieter den Markt für Solar-Silizium überschwemmen, während die Nachfrage gering ist. Die Lagerbestände hätten sich auch im vierten Quartal offenbar nicht reduziert, schrieben die Analysten von Stifel.
Der Umsatz der Sparte fiel um 41 Prozent auf weniger als eine Milliarde Euro. Das Ebitda ging um 39 Prozent zurück, weil die Produktion wegen des geringeren Umsatzes schwach ausgelastet ist. Wacker will nun verstärkt auf Polysilizium für die Chipindustrie setzen, wo das Geschäft deutlich besser läuft.
Für den Gewinnrückgang macht Wacker-Chef Hartel neben den Problemen in der Solarindustrie auch die hohen Energiekosten in Deutschland verantwortlich. In den Chemie-Sparten Silikone und Polymere war der Umsatz dagegen weitgehend stabil. Bei Silikon konnte Wacker Chemie das operative Ergebnis sogar um 46 Prozent steigern. Der Konzern sei damit aber unter den Erwartungen des Marktes geblieben, hieß es bei Stifel.
Die Wacker-Aktie, die vor kurzem auf den tiefsten Stand seit viereinhalb Jahren gefallen war, konnte sich seither nur wenig erholen. Am Dienstagmorgen lag sie mit 64,42 Euro knapp unter dem Vortagesniveau.
(Bericht von Patricia Weiß und Alexander Hübner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)