Berlin (Reuters) – Die Logistikbranche warnt vor erheblichen Störungen des freien Warenverkehrs durch die von der Union geforderten flächendeckenden Kontrollen an allen deutschen Grenzen.
“Das Einhalten der gesetzlich vorgeschriebenen Lenk-, Pausen- und Ruhezeiten durch das Lkw-Fahrpersonal würde dann zusätzlich erschwert und die Lieferketten würden zunehmend unkalkulierbar”, sagte der Vorstandssprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), Dirk Engelhardt, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Dies könnte “erhebliche Mehrkosten” für die Transportunternehmen bedeuten.
Zu den staubedingten Zeitverlusten und Kostensteigerungen durch erhöhten Personaleinsatz käme weiterer Mehraufwand hinzu – etwa, wenn zusätzliche Fahrer eingestellt oder neue Fahrzeuge angeschafft werden müssten. “In den Grenzregionen angesiedelte Betriebe mit Schwerpunkt im grenzüberschreitenden Verkehr wären besonders betroffen”, sagte Engelhardt. “Und auch für Unternehmen, die Just-in-Time-Verkehr durchführen, können umfassende Grenzkontrollen zu einem schwerwiegenden Problem werden.”
Um das zu verhindern, sollten zu umfassenden Grenzkontrollen zeitgleich die sogenannten “Green Lanes” für Lkw eingerichtet werden, fordert der BGL. Diese hätten sich bereits zu Corona-Zeiten bewährt. Green Lanes sind extra Fahrspuren nur für den Güterverkehr, auf denen die Lkw ohne oder nur mit geringer Verzögerung die jeweilige Grenze passieren können. Die tatsächlichen Auswirkungen von Grenzkontrollen auf die Transport- und Logistikwirtschaft seien vor allem abhängig von der Kontrollintensität und der vor Ort vorhandenen Infrastruktur. “Deswegen fordern wir für den Fall des Falles die Einrichtung von Green Lanes”, sagte Engelhardt.
Die tödliche Messerattacke in Aschaffenburg hat hektische Reaktionen in der Politik ausgelöst – auch weil die Parteien in den Endspurt des Bundestagswahlkampfes gehen. Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz will im Bundestag eine Verschärfung der Migrationspolitik durchsetzen, die auch dauerhafte Kontrollen an allen deutschen Grenzen vorsieht.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kirsti Knolle – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)