Goma (Reuters) – Nach der Einnahme von Goma im Osten der Demokratischen Republik Kongo baut die Rebellenmiliz M23 ihre Kontrolle über die wichtige Provinzhauptstadt offenbar aus.
Am Mittwoch war von den kongolesischen Streitkräften im Stadtzentrum keine Spur, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Reuters beobachtete. Er sah M23-Kämpfer, die an der nahegelegenen Grenze zu Ruanda patrouillierten. Die Milizionäre hatten Goma nach tagelangen schweren Kämpfen eingenommen. In den Außenbezirken der Stadt seien immer noch einzelne Explosionen und Schüsse zu hören, sagte ein Anwohner.
Unterdessen verließen zahlreiche Söldner das Land in Richtung Ruanda. Am Grenzübergang zwischen Goma und der ruandischen Zwillingsstadt Gisenyi sahen Reuters-Reporter Dutzende Männer mit europäischem Erscheinungsbild, einige von ihnen in Tarnkleidung. Nach Angaben von UN-Insidern und ruandischen Beamten handelt es sich um Söldner, die vom Kongo angeheuert wurden. Mehrere hätten rumänische Pässe gehabt.
Die privaten Sicherheitskräfte boten den kongolesischen Truppen Ausbildung und Beratung an und wurden zum Schutz von Goma eingesetzt. Sie leisteten aber offenbar wenig Widerstand, als Kämpfer der M23 in das Stadtzentrum einmarschierten. Nach Ansicht von UN-Experten und der kongolesischen Regierung wird die Miliz von Ruanda unterstützt.
Der ruandische Präsident Paul Kagame hatte sich angesichts der Kämpfe im Kongo für eine Waffenruhe ausgesprochen. Er ließ aber nicht erkennen, dass er Forderungen nach einem Abzug der ruandischen Truppen und der von ihnen unterstützten M23-Rebellen nachgeben will. Er habe mit US-Außenminister Marco Rubio über eine nötige Waffenruhe im Osten des Kongos gesprochen, schrieb Kagame auf dem Kurznachrichtendienst X. Die Ursachen des Konflikts sollten ein für alle Mal angegangen werden.
US-AUSSENMINISTER ZEIGT SICH BESORGT
Rubio sei wegen der Lage in dem zentralafrikanischen Land sehr besorgt und fordere eine sofortige Waffenruhe in der Region, erklärte das US-Außenministerium. Alle Parteien sollten die territoriale Integrität respektieren. Derweil sagte das deutsche Entwicklungsministerium für Mitte Februar geplante Gespräche mit Ruanda ab, wie die Bundesregierung mitteilte.
Die aus acht Staaten bestehende Ostafrikanische Gemeinschaft, der auch Kongo und Ruanda angehören, plante einen Krisengipfel am Mittwochabend. Aus ruandischen Regierungskreisen verlautete, dass Kagame daran teilnehmen werde. Der kongolesische Präsident Felix Tshisekedi werde nicht erwartet, hieß es aus dem Präsidialamt. Er sollte am Mittwoch eine Rede an die Nation halten.
Am Montag waren M23-Kämpfer in die Millionenstadt Goma einmarschiert – die größte Eskalation seit 2012 in dem Konflikt, der seine Wurzeln in den Nachwirkungen des Völkermords in Ruanda 1994 und im Kampf um Bodenschätze hat. Goma ist ein wichtiger Anlaufpunkt für Hilfsorganisationen und Menschen, die vor Kämpfen in anderen Teilen des Ostkongos fliehen.
(Bericht aus der Redaktion im Kongo unter Mitarbeit von David Lewis in Nairobi und Madeline Chambers in Berlin, geschrieben Philipp Krach und Sabine Wollrab, redigiert von Thomas Seythal)