Berlin (Reuters) – Konjunkturflaute, Jobsorgen, Inflation: Die Kauflaune der deutschen Verbraucher hat sich zu Jahresbeginn angesichts zahlreicher Probleme eingetrübt.
Das Barometer für das Konsumklima im Februar sank auf minus 22,4 Punkte von revidiert minus 21,4 Zählern im Vormonat, wie die GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) am Mittwoch mitteilten. Die Forscher prognostizieren anhand einer Umfrage vom Januar unter rund 2000 Verbrauchern die Konsumstimmung für den Folgemonat. Von Reuters befragte Volkswirte hatten für Februar einen leichten Anstieg erwartet.
Die leisen Hoffnungen auf eine vorsichtige Erholung, die nach dem Anstieg im Vormonat aufkamen, sind laut NIM-Forscher Rolf Bürkl wieder verflogen: “Das Konsumklima erleidet wieder einen Rückschlag und startet damit trüb ins neue Jahr.” Eine nachhaltige Erholung sei derzeit nicht in Sicht, zumal auch die Inflationsrate zuletzt wieder etwas zugelegt habe. Steigende Preise für viele Lebensmittel und Dienstleistungen hatten die Teuerungsrate im Dezember auf den höchsten Stand seit fast einem Jahr getrieben: Die Lebenshaltungskosten lagen 2,6 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Für die am Freitag anstehenden Inflationsdaten für Januar rechnen Experten mit einer Stabilisierung auf diesem erhöhten Niveau.
Ökonomen zufolge dürfte der private Konsum als Konjunkturmotor vorerst ausfallen. “Das gestiegene Preisniveau, Arbeitsplatzsorgen und unklare politische Perspektiven verunsichern”, sagte der Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe, Alexander Krüger. “Verbraucher dürften vorerst weiter lieber Kleingeld als Scheine ausgeben.” Angesichts der hohen Unsicherheit – auch durch den ungewissen Ausgang der Bundestagswahl am 23. Februar – gebe es für Optimismus derzeit kaum Anlass, sagte Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank. “So gesehen ist es vielleicht schon eine gute Nachricht, dass das Konsumentenvertrauen nicht noch weiter abgerutscht ist”, fügte er hinzu.
“ZUNEHMENDE SORGEN UM DEN EIGENEN JOB”
Die anziehende Teuerung dürfte sich dem NIM-Experten Bürkl zufolge nicht nur auf die Einkommensaussichten, sondern auch auf die Konsumneigung dämpfend ausgewirkt haben: “Zudem sorgen die anhaltenden Nachrichten zu Werksschließungen und Produktionsverlagerungen in der Bevölkerung für zunehmende Sorgen um den eigenen Job. Dies beeinträchtigt ebenfalls die Konsumstimmung.”
Ende 2024 hatte sich die Einschätzung, wie sich die allgemeine Wirtschaftslage in Deutschland in den kommenden zwölf Monaten entwickeln wird, etwas verbessert. Doch das war nach den Worten Bürkls “offenbar nur eine Eintagsfliege”. Zu Jahresbeginn sinkt der Indikator um 1,9 Zähler auf minus 1,6 Punkte. Nach zuvor zwei Rezessionsjahren in Folge trauen die meisten Experten der größten Volkswirtschaft Europas 2025 allenfalls ein Mini-Wachstum zu.
Dazu passt, dass die Einschätzungen zur Entwicklung der finanziellen Lage des eigenen Haushalts in den kommenden zwölf Monaten negativer ausfielen. Dieser Indikator fällt im Januar um 2,5 Zähler auf minus 1,1 Punkte. Die Verbraucher wurden auch befragt, ob sie es derzeit für ratsam halten, größere Anschaffungen wie Autos oder Möbel zu tätigen. Der darauf bezogene Index verliert drei Zähler und sinkt auf minus 8,4 Punkte – der niedrigste Wert seit August 2024.
(Bericht von Reinhard Becker und Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)