Lufthansa-Familie wächst um ITA – Gewinn von Anfang an

Frankfurt/Rom (Reuters) – Die Übernahme der italienischen Staatsairline ITA Airways ist der größte Zukauf in der Geschichte der Lufthansa, womöglich aber nicht der letzte.

“Wir haben zu viele Airlines in Europa”, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Montag in Rom bei einer Pressekonferenz zur Aufnahme von ITA Airways in die Lufthansa-Gruppe. “Ich bin überzeugt, die Konsolidierung geht weiter”, ergänzte er mit Blick auf die portugiesische Fluggesellschaft TAP. Auch diese steht vor der Privatisierung – einem Weg, den ITA vor drei Jahren beschritt und der jetzt zum Einstieg der Lufthansa mit zunächst 41 Prozent führte.

Die vollständige Übernahme sei das Ziel, der nächste große Schritt steht Spohr zufolge aber noch nicht in diesem Jahr an. ITA in die Lufthansa-Familie aufzunehmen sei viel mehr als eine finanzielle Transaktion, nämlich auch ein Bekenntnis zu Beschäftigten und Kunden der Airline wie zu Italien und seiner Wirtschaft. “Auch sind wir zuversichtlich, dass ITA Airways bereits in diesem Jahr Gewinne erzielen wird”, sagte Spohr. Auf längere Sicht solle ITA eine operative Rendite von acht Prozent erreichen, die Zielmarke der gesamten Gruppe, zu der auch Austrian Airlines, Swiss oder Brussels Airlines gehören.

ITA hat mit einer Flotte von 90 Flugzeugen im vergangenen Jahr 18 Millionen Fluggäste transportiert, ein Fünftel mehr als im Vorjahr, wie Verwaltungsratschef Sandro Pappalardo sagte. Die Kunden von ITA und der Lufthansa-Gruppe sollten die Vorteile so schnell wie möglich sehen, sagte Spohr weiter. Zu den ersten Schritten der Kooperation gehört das Verknüpfen der Bonusprogramme Miles & More von Lufthansa und Volare von ITA. Ab Ende März können Kunden die Lounges der jeweils anderen Firma nutzen. In wenigen Wochen buchbar sind 100 gemeinsame Flüge im Sommerflugplan. Auf längere Sicht haben Passagiere von ITA damit Zugang zu mehr als 250 Zielen der Lufthansa-Gruppe. Deren Kunden haben künftig mehr Angebote von Inlandsflügen in Italien. Zur Star Alliance, dem Verbund der Lufthansa mit zwei Dutzend Partner-Airlines, soll ITA ab 2026 gehören.

TICKETPREISE IM AUFWÄRTSTREND

Der neue ITA-Chef Jörg Eberhart, der von der Lufthansa kommt, erklärte, dieses Jahr werde eines des Zusammenwachsens. Die Integration soll in 18 Monaten vollzogen sein. Eine Expansion der ITA-Flotte mit einem Schwerpunkt auf die Langstrecke soll 2026 beginnen. Dann könne auch die Belegschaft von derzeit rund 5000 stärker zulegen. Ehemalige Beschäftigte von Alitalia, ITAs pleitegegangener Vorgängerin, hätten dann Jobchancen. Auch die Marke Alitalia will Eberhart wiederbeleben, wenn sich das rechnen sollte.

ITAs Marktanteil auf Transatlantikstrecken von zwölf Prozent sei zu niedrig, sagte Spohr. Dieses Geschäft bleibt aber zunächst von der Lufthansa getrennt, weil die US-Wettbewerbsbehörde noch zustimmen muss. Nach der Anmeldung dort Ende März könne dies bis zu anderthalb Jahre dauern.

Mit niedrigeren Ticketpreisen ist Spohr zufolge trotz aller erhofften Synergien nicht zu rechnen. Mit Zusatzkosten wie der Anschaffung des teureren nachhaltigen Flugbenzins, anderen regulatorischen Ausgaben oder höheren Kosten für die Infrastruktur an Flughäfen gehe der Trend bei den Ticketpreisen eher aufwärts. Zur Nachfrage äußerte er sich zuversichtlich. “Ich glaube, es wird ein sehr gutes Jahr für die Luftfahrt.”

(Bericht von Ilona Wissenbach, Angelo Amante. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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