Scholz steht zu klimaneutralem Stahl – “Kunden wollen das”

Berlin (Reuters) – Kanzler Olaf Scholz hat sich vehement für den weiteren Umbau der Stahlindustrie auf eine klimaneutrale Produktion ausgesprochen.

“Diejenigen, die Stahl kaufen, werden von den Produzenten verlangen, dass es nachhaltig produzierter Stahl, grüner Stahl ist”, sagte der SPD-Kanzlerkandidat am Dienstag in Duisburg bei einem Besuch eines Stahlwerks von Thyssenkrupp. Zweifel des Unions-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz an einem schnellen Wechsel zu grünem Stahl wies er zurück. “Wer will, dass eine Stahlproduktion etabliert wird, die CO2-neutral funktioniert, muss jetzt damit anfangen”, sagte Scholz. “Grüner Stahl ist das Geschäftsmodell der Zukunft”, betonte der Chef der Stahlsparte von Thyssenkrupp, Dennis Grimm. Unmittelbar nach der Bundestagswahl müssten Rahmenbedingungen für eine zukunftsfeste und wettbewerbsfähige Stahlindustrie abgesteckt werden.

“Es wäre gegen die Interessen aller Stahlarbeiterinnen und Stahlarbeiter in Deutschland, wenn wir den begonnenen Prozess beenden würden, dass wir die Produktion umbauen auf CO2-neutral hergestellten Stahl”, sagte Scholz. Das sei die Grundlage für die Zukunftsfähigkeit. Der Kanzler verwies auf die Wünsche der Autoindustrie, aber auch anderer Großabnehmer, die künftig CO2-Neutralität der Produkte wollten. Um die Stahlproduktion abzusichern, müssten die Firmen in der Lage sein, zunächst mit Erdgas und dann auf Dauer mit Wasserstoff zu arbeiten.

Da die gesamte Stahlindustrie in der EU vor denselben Herausforderungen stehe, habe er einen Stahlgipfel auf europäischer Ebene vorgeschlagen, unterstrich Scholz. In Anspielung auf China sagte er, dass sich die Europäer gemeinsam gegen Dumping-Produkte wehren müssten. “Das kann nur gemeinsam angegangen werden, auch durch die Zollpolitik, die der EU möglich ist.” Diese werde besonders wichtig, wenn sich die amerikanische Politik “in Richtung Europa mit Zöllen bewegt”. Scholz betonte: “Wir sind dann handlungsfähig und wollen auch gemeinsam Stahlproduktion in Europa beschützen.”

Die Stahlproduktion in Deutschland sei wesentliche Grundlage der industriellen Wertschöpfung, sagte Grimm. Nach der Bundestagswahl müssten entscheidende Weichen gestellt werden. Die Branche brauche wettbewerbsfähige Energiekosten, wirksamen Handelsschutz auf europäischer Ebene und Anreize für den Einsatz klimafreundlicher Grundstoffe. “Ein weiteres Abwarten bei diesen entscheidenden Themen kostet Wirtschaftskraft und Wohlstand – Tag für Tag”, mahnte der Manager. Die Politik müsse auch handeln, um ausreichend bezahlbaren Wasserstoff zur Verfügung zu stellen.

Die Schwerindustrie gehört zu den größten Emittenten klimaschädlichen Kohlendioxids. Stahlkonzerne wie Thyssenkrupp oder Salzgitter treiben den Bau klimaschonender Werke voran. Die öffentliche Hand beteiligt sich daran mit Steuergeldern in Milliardenhöhe.

(Bericht von Christian Krämer, Matthias Inverardi, Andreas Rinke, Tom Käckenhoff redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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