Berlin (Reuters) – Päckchen von chinesischen Online-Anbietern wie Temu, Aliexpress oder Shein könnten für europäische Verbraucher bald teurer werden.
Die EU-Kommission stellte am Mittwoch in Brüssel Pläne für eine Bearbeitungsgebühr vor, um die Flut von teils gefälschten und unsicheren Waren aus Drittländern in den Griff zu bekommen. Mit der Reform soll zudem die bisherige Zollbefreiung für Sendungen im Wert von bis zu 150 Euro wegfallen. Onlinehändler sollen künftig kontrollieren, ob die auf ihren Plattformen angebotenen Produkte legal sind und EU-Sicherheitsnormen entsprechen. Europaparlament und EU-Staaten müssen dem noch zustimmen.
Der EU-Kommission zufolge kamen im vergangenen Jahr 91 Prozent aller E-Commerce-Importe mit einem Wert von bis zu 150 Euro aus China. Das Volumen habe sich damit seit 2023 mehr als verdoppelt – von 1,9 Milliarden auf 4,17 Milliarden Sendungen. Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump ein Schlupfloch für Sendungen geschlossen und die sogenannte “De-minimis”-Ausnahme von Einfuhrzöllen, die bislang zollfreie Lieferungen von Paketen mit geringem Wert aus der Volksrepublik in die USA ermöglichte, beendet. Diese Regeln erlaubten es Online-Händlern wie Temu und Shein, Pakete mit einem Warenwert von weniger als 800 Dollar zollfrei in die Vereinigten Staaten zu schicken.
Die deutsche Wirtschaft begrüßt die von der EU-Kommission geplante Gebühr für Päckchen von chinesischen Online-Konzernen wie Temu oder Shein. “Im europäischen Binnenmarkt müssen endlich gleiche Regeln für alle Marktteilnehmer gelten”, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stephan Tromp, am Mittwoch. “Anbieter wie Temu und Shein dürfen nicht länger ungeschoren mit Regelbrüchen davonkommen.” Die EU-Kommission habe einen wichtigen Schritt gemacht, um im Wettbewerb mit Plattformen und Handelsunternehmen aus Drittstaaten für einen fairen Wettbewerb zu sorgen.
Ähnlich äußerte sich die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK). “Eine EU-weite Strategie für fairen Onlinehandel ist längst überfällig – besonders angesichts der wachsenden Konkurrenz durch E-Commerce-Direktvertrieb aus Drittländern”, sagte DIHK-Handels- und Digitalexperte Dirk Binding. “Es geht nicht darum, internationalen Handel zu verhindern, sondern um gleiche Wettbewerbsbedingungen.” Deutsche Händler würden hohe Steuerlasten und strenge Auflagen tragen, während ausländische Anbieter Schlupflöcher ausnutzten. “Das muss aufhören.”
(Bericht von Rene Wagner; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)