Kopenhagen (Reuters) – Die dänische Großreederei Maersk zeigt sich verunsichert über die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Strafzölle gegen eine Reihe von Ländern und erwartet im laufenden Jahr einen Gewinneinbruch.
“Die Liste der geopolitischen Belastungen für die Lieferketten wird immer länger angesichts der Unsicherheit über erhöhte Zölle auf US-Importe sowie strengere Exportkontrollen für kritische Güter, Sanktionen und ein neu erwachtes Interesse an Industriepolitik”, teilte der Schifffahrtskonzern am Donnerstag mit. Maersk rechnet in diesem Jahr mit einem bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation (Ebitda) zwischen sechs und neun (Vorjahr 12,1) Milliarden Dollar. Analysten haben 7,4 Milliarden Dollar vorhergesagt.
“Die Auswirkungen der US-Zölle werden größer sein, abhängig von ihrer Höhe, den betroffenen Ländern und Waren, den Vergeltungsmaßnahmen der Handelspartner und dem Risiko von Zöllen auf chinesische Industrieerzeugnisse in Drittländern, wenn China nach neuen Märkten sucht”, erklärte Maersk in seinem Jahresbericht. Im vierten Quartal belief sich das operative Ebitda auf 3,6 Milliarden Dollar. Analysten hatten nach einer LSEG-Umfrage im Mittel 3,0 Milliarden Dollar prognostiziert.
Maersk ist nach der verschwiegenen MSC aus der Schweiz die zweitgrößte Container-Reederei der Welt und gilt deshalb als Barometer des Welthandels. Anfang Februar hatte Maersk seine vor längerer Zeit angekündigte Gemini-Allianz mit dem deutschen Branchenprimus Hapag-Lloyd gestartet. Dabei verbinden beide Unternehmen einen Teil ihrer Fahrpläne beispielsweise auf Transatlantik-Routen und setzen dafür 340 Schiffe aus beiden Flotten ein. Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen hatte am Dienstag erklärt, er rechne nach jetzigem Stand mit beherrschbaren Folgen für das Unternehmen durch die neue US-Zollpolitik.
Großreedereien wie Maersk und Hapag-Lloyd spüren seit Längerem geopolitische Unsicherheiten. Nach Angriffen von Huthi-Rebellen aus dem Jemen auf Frachter im Roten Meer haben sie seit Dezember 2023 praktisch keine Schiffe mehr über die Suezkanal-Route geschickt, sondern sie um die Südspitze Afrikas umgeleitet. Dies führt zu längeren Fahrzeiten, höheren Kosten und mehr CO2-Ausstoß. Es ermöglicht den Reedereien aber auch, höhere Gebühren zu verlangen.
(Bericht von Stine Jacobsen, geschrieben von Elke Ahlswede und Olaf Brenner. Redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)