Trotz Preiserhöhung für Deutschlandticket keine Kündigungswelle

Berlin (Reuters) – Der höhere Preis des Deutschlandtickets für den Nahverkehr hat Bus- und Bahnfahrer nicht abgeschreckt.

Nach wie vor besäßen rund 13,5 Millionen Kunden das bundesweite Ticket, teilte der Verband der Verkehrsunternehmen (VDV) am Montag in Berlin mit. Der Preis war zu Jahresbeginn auf 58 Euro von 49 Euro pro Monat um 20 Prozent gestiegen. “Wir sehen definitiv keine Kündigungswelle durch die Preiserhöhung”, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann. Angestrebt worden sei zwar zum Jahreswechsel ein Verkauf von 15 Millionen Tickets. Grund dafür sei aber, dass Unternehmen ihren Mitarbeitern die Version als Job-Ticket noch wenig anböten. Dass sei verständlich, da die Finanzierung und damit auch Preis des Tickets ab 2026 noch völlig unklar sei. Nötig sei ein langfristiges Konzept für das günstige Ticket. Derzeit geben Bund und Länder rund drei Milliarden Euro jährlich dafür.

Insgesamt verzeichnete der Verband 2024 rund 9,8 Milliarden Bus- und Bahnfahrer. Dies sind etwa 300 Millionen mehr als im Vorjahr. Das Vor-Corona-Niveau lag bei 10,4 Milliarden Fahrgästen. Die Einnahmen stiegen auch durch Preiserhöhungen um fast 20 Prozent auf gut 16 Milliarden Euro.

Dennoch schlägt der Verband Alarm: Personal- und Energiekosten sowie Investitionen etwa in Elektro-Busse fräßen die Mehreinnahmen mehr als auf. Das Deutschland-Ticket hat auch negative Auswirkungen: Viele wechselten dorthin und verzichteten so auf teurere, reguläre Fahrausweise. Unterm Strich seien die Einnahmen in diesem Segment um 3,2 Milliarden Euro zurückgegangen. Eine Prognose zu Einnahmen, Fahrgästen und Preiserhöhungen sei angesichts der Unsicherheit nicht möglich, sagte Wortmann.

Umso wichtiger sei ein klares Konzept der Politik für das Deutschlandticket in der Zukunft: “Sie hat es bestellt, sie muss es bezahlen”, stellte VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff klar. Die Verkehrsunternehmen, fast alle im Besitz der Bundesländer, wollten und müssten es umsetzen. Aber die Politik hätte es nicht zu Ende gedacht: “Bundesminister Volker Wissing ist hier ein konzeptioneller Totalausfall”, sagte Wolff. “Wir brauchen eine Planung, die fünf oder acht Jahre hält.”

(Bericht von: Markus Wacket; redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2025binary_LYNXMPEL190AW-VIEWIMAGE