Bahn vergibt Digitalisierungs-Aufträge über 6,3 Mrd Euro

Berlin (Reuters) – Die Deutsche Bahn hat einen milliardenschweren Auftrag zur langfristigen Digitalisierung des Schienennetzes vergeben.

Für Stellwerkstechnik einschließlich des Europäischen Zugbeeinflussungssystems ETCS sowie Leit- und Bediensysteme will der Staatskonzern 6,3 Milliarden Euro in die Hand nehmen, wie die Bahn am Dienstag mitteilte. Der größte Teil des Rahmenvertrags entfällt mit 2,8 Milliarden Euro auf ein Konsortium aus Siemens Mobility mit dem schwäbischen Baukonzern Leonhard Weiss, das die Leit- und Sicherungstechnik bereitstellen soll, wie die beiden Partner erklärten. Mehr als 600 Millionen Euro entfallen auf den französischen Bahntechnik-Konzern Alstom. Auch die Deutschland-Tochter des italienischen Messwagenherstellers MerMec und Hitachi Rail sind beteiligt.

Die ersten Leistungen aus dem Rahmenvertrag sollen noch in diesem Frühjahr abgerufen werden, insgesamt zieht sich die Umsetzung der Bahn zufolge bis 2032. Infrastruktur-Vorstand Berthold Huber sagte: “In den nächsten Jahren wollen wir die Digitalisierung im Netz massiv vorantreiben und im ganzen Land ein Vielfaches an Signalen, Weichenantrieben und Stellwerken erneuern.” Das rund 33.000 Kilometer umfassende Schienennetz in Deutschland und die Stellwerke sind marode und überaltert. Die Bahn hat ein umfangreiches Sanierungsprogramm mit zeitweisen kompletten Streckensperrungen aufgelegt. In diesem Rahmen soll auch die Leit- und Sicherungstechnik modernisiert werden.

Neu in dem Vergabe- und Vertragsmodell sei, dass es sich um ein großes und langfristig umzusetzendes Volumen handelt. Der Chef der Siemens-Zugsparte Mobility, Michael Peter, sprach von einem Paradigmenwechsel. “Es ermöglicht der Industrie, die nötigen Ressourcen für die Modernisierung des deutschen Bahn-Netzes aufzubauen.” Die Vertragspartner verpflichten sich, als Generalunternehmer ein Projekt zu realisieren, die Bahn sagt ihnen im Gegenzug verbindliche Aufträge zu. Auftrag, Planung, Bau und Inbetriebnahme der Technik sollen sich so auf wenige Jahre verkürzen. Bisher seien es im Schnitt acht Jahre gewesen.

Die hochverschuldete Bahn prescht damit vor, auch wenn die langfristige Finanzierung aller Modernisierungsvorhaben bis 2030 noch unklar ist. Eine neue Bundesregierung wird über die Mittel entscheiden müssen. Investitionen ins Netz sowie Neubau müssen in erster Linie vom Bund bezahlt werden.

(Bericht von Markus Wacket und Alexander Hübner; Redigiert von Philipp Krach; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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