Zürich (Reuters) – Novartis verstärkt seine Pipeline von Herz-Kreislaufmedikamenten mit einer potenziell milliardenschweren Akquisition.
Für zunächst 925 Millionen Dollar erwirbt der Schweizer Pharmakonzern die US-Biotechfirma Anthos Therapeutics, wie Novartis am Dienstag mitteilte. Mögliche Anpassungen und erfolgsabhängige Zahlungen könnten Novartis weitere bis zu 2,15 Milliarden Dollar kosten. Die Transaktion soll in der ersten Jahreshälfte abgeschlossen werden.
Das am weitesten fortgeschrittene Medikament der in Boston ansässigen Anthos ist Abelacimab zur Vorbeugung von Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhofflimmern. Es befindet sich in der spätklinischen Phase-III-Entwicklung. “Abelacimab ist ein potenzielles First-in-Class-Medikament, das einen wirksameren und sichereren Ansatz zur Vorbeugung von Thrombosen und Schlaganfällen verspricht als die derzeitigen Behandlungsstandards”, sagte David Soergel, Leiter des Bereichs Herz-Kreislauf-, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen bei Novartis.
An der Börse schlug die Akquisition keine großen Wellen, die Novartis-Aktien notierten praktisch auf dem Vortagesniveau. Die Kommentare von Analysten fielen zurückhaltend aus. “Der nun getätigte Zukauf bringt einen Hoffnungsträger unter das Konzerndach, wirft aber auch die Frage auf, wie es denn so mit der hauseigenen Forschungsabteilung steht”, erklärte etwa Michael Kunz von der Luzerner Kantonalbank. Er verwies auf die Übernahme der deutschen Biotechfirma Morphosys im vergangenen Jahr, die Novartis schlussendlich teuer zu stehen kam. Auch Laurent Flamme von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) äußerte sich vorsichtig: “Ob Wirksamkeit und akzeptable Blutungsrate erreicht werden, ist aus unserer Sicht keinesfalls sicher.”
Der Kauf von Anthos passt indes in die von Novartis ausgerufene Strategie: Der Bereich Herz-Kreislauf-, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen ist eines von vier Standbeinen des Pharmariesen aus Basel. Seine Forschungs- und Entwicklungspipeline will der Konzern zudem mit kleineren, ergänzenden Zukäufen ausbauen. Anthos wurde 2019 vom Finanzinvestor Blackstone mit Unterstützung von Novartis gegründet. Die Schweizer vergaben damals die Lizenz für Abelacimab an die US-Biotechfirma. Novartis hält eigenen Angaben zufolge bereits eine kleine, nicht offengelegte Beteiligung an Anthos.
(Bericht von Paul Arnold, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)