Frankfurt (Reuters) – Starke Firmenbilanzen befeuern zur Wochenmitte die Rekordjagd an Europas Börsen.
Auch nach dem Sprung über die 22.000er-Marke ist die Kauflaune bei Dax-Anlegern ungebrochen. Der deutsche Leitindex kletterte am Mittwoch um 0,4 Prozent auf bis zu 22.128 Punkte und erzielte damit ein frisches Allzeithoch. Seit Jahresanfang hat er mehr als zehn Prozent gewonnen. “Innerhalb von rund vierzig Tagen wurde damit unser ursprünglich für das Jahresende veranschlagte Potenzial bereits ausgeschöpft, sodass der Dax nun sogar die an der Wall Street notierten Indizes übertrifft”, kommentierte Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.
Auch der EuroStoxx50 legte ähnlich stark auf 5141 Zähler zu. “Starke Quartalszahlen und ein günstiges Zinsumfeld erzeugen weiterhin ein positives Marktklima und rücken die US-Zollandrohungen in den Hintergrund”, betonte Stanzl. Ein Ende der Dynamik sei nicht in Sicht, auch wenn die Luft dünner werde. Ein Test könnten die am Nachmittag anstehenden Inflationsdaten aus den USA sein, sagte Jürgen Molnar, Stratege von RoboMarkets. Ökonomen erwarten, dass die Kerninflation im Januar im Jahresvergleich auf 3,1 Prozent zurückgegangen ist. “Alles, was die vor vier Wochen eingeleitete Wende nach unten schon wieder beendet, dürfte die Zinssenkungshoffnungen an die Fed und mit ihnen wohl auch die Aktienkurse nach unten befördern.”
US-Notenbankchef Jerome Powell hatte am Dienstag bekräftigt, dass die Fed keine Eile mit Zinssenkungen habe. Zu den Auswirkungen der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump wollte er sich dagegen nicht äußern. “Die Kombination aus neuen Zöllen, Powells Aussage und wichtigen Inflationsdaten schafft einen perfekten Sturm für Marktvolatilität”, konstatierte Lukman Otunuga, Analyst bei FXTM. “Wenn Zölle die Inflationsängste schüren, könnte die Fed zu einer restriktiveren Haltung gezwungen sein, was für weitere Unsicherheit sorgen würde.”
FIRMEN PUNKTEN MIT STARKEN BILANZEN
Auch der Elektrotechnikkonzern Siemens Energy rechnet mit Auswirkungen der US-Zölle auf sein Geschäft. Allerdings ließe sich das noch nicht quantifizieren, sagte Vorstandschef Christian Bruch. Die USA blieben aber ein sehr attraktiver Markt. In volatilem Handel schwankte die Aktie von minus 2,5 Prozent bis plus drei Prozent. Der Konzern profitiert von der steigenden Stromnachfrage und sitzt auf prall gefüllten Auftragsbüchern. “Die positive Cashflow-Entwicklung sollte Gutes verheißen”, sagte ein Händler. Siemens Energy konnte den Free Cashflow vor Steuern auf 1,528 Milliarden Euro verbessern nach einem Fehlbetrag von 283 Millionen Euro vor Jahresfrist.
Von den Kursschwankungen am Aktienmarkt profitierte die Deutsche Börse. Der Börsenbetreiber steigerte das operative Ergebnis (Ebitda) im abgelaufenen Jahr um 15 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro. Den Aktionären stellte der Konzern eine höhere Dividende und einen millionenschweren Aktienrückkauf in Aussicht. Dieser Ausblick schob die Titel in der Spitze um knapp zwei Prozent an.
In Feierlaune waren auch Europas Bierbrauer, nachdem Heineken im abgelaufenen Jahr einen überraschend hohen Betriebsgewinn eingefahren hat und mit weiterem Wachstum rechnet. Die Aktien der weltweit zweitgrößten Brauerei schossen um 13 Prozent nach oben und waren damit auf dem Weg zum größten Tagesgewinn seit 35 Jahren. Im Sog kletterten auch die Rivalen Anheuser-Busch InBev und Carlsberg jeweils um rund 3,5 Prozent und ließen den Branchenindex mit einem Plus von zeitweise knapp zwei Prozent glänzen.
Auf gute Geschäfte konnte auch TeamViewer verweisen. Ein brummendes Firmenkundengeschäft bescherte dem Spezialisten für Fernwartungssoftware ein überraschend starkes Umsatz- und Gewinnplus. Daraufhin stellte TeamViewer ein beschleunigtes Wachstum in Aussicht. Mit einem Plus von sieben Prozent war die Aktien der stärkste Wert im MDax.
(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)