DIHK erwartet drittes Rezessionsjahr – “Betrieben geht die Kraft aus”

Berlin (Reuters) – Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) rechnet für 2025 mit einem dritten Rezessionsjahr.

Das Bruttoinlandsprodukt dürfte um 0,5 Prozent schrumpfen und damit stärker als in den beiden Vorjahren, sagte die DIHK in ihrer am Donnerstag veröffentlichten Konjunkturprognose voraus. Diese fußt auf den Ergebnissen einer Befragung von 23.000 Unternehmen aus allen Branchen. “In den nächsten zwölf Monaten rechnen weiterhin deutlich mehr Unternehmen mit schlechteren Geschäftsbedingungen als mit besseren”, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov.

Es werde immer deutlicher, wie tief die Strukturkrise sei. “60 Prozent der Unternehmen sehen in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ihr größtes Geschäftsrisiko – ein Negativ-Rekord”, sagte Melnikov. Umso dringlicher sei es, dass die Politik ihre Neuaufstellung nach der Bundestagswahl nutze, um wieder klare Wachstumsimpulse zu setzen.

Die DIHK blick weit pessimistischer auf die Konjunktur als die Bundesregierung. Diese mit einem Wachstum von 0,3 Prozent für 2025, sieht die Weichen aktuell aber noch nicht auf Aufschwung gestellt. “Eine schwache binnen- und außenwirtschaftliche Nachfragesituation, eine erhöhte politische Unsicherheit und schwach ausgelastete Kapazitäten belasten Produktion und Investitionen”, heißt es im Monatsbericht des Wirtschaftsministeriums. “Zudem dürfte die gesunkene Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie die Exportentwicklung weiterhin dämpfen.” Auch beim privaten Konsum zeigten aktuelle Indikatoren trotz der gestiegenen Löhne nur eine verhaltene Entwicklung zu Jahresbeginn an. “Dabei dürften Sorgen bezüglich der Arbeitsplatzsicherheit sowie die innenpolitischen Unsicherheiten mit Blick auf die vorgezogene Bundestagswahl die Erholung des Konsumklimas bremsen”, so das Ministerium. Zudem stellten die von der neuen US-Regierung angekündigten Zollerhöhungen ein Abwärtsrisiko für die Konjunktur dar. “Damit dürfte es der deutschen Wirtschaft auch zu Jahresbeginn schwerfallen, sich aus der anhaltenden Stagnation zu lösen”, hieß es.

“DAS IST EINE ZÄSUR”

Nun drohe die längste Schwächephase der deutschen Nachkriegsgeschichte, warnte DIHK-Expertin Melnikov und fügte an: “Das ist eine Zäsur und unterstreicht den akuten Handlungsbedarf.” Besorgniserregend sei, dass auch die üblichen Indikatoren für einen Aufschwung ausblieben – insbesondere Investitionen und Exporte gingen zurück. Besonders bei der in der Krise steckenden Industrie sei die Zurückhaltung groß: Nur 22 Prozent der Betriebe planen laut der DIHK-Umfrage mehr Investitionen, während fast 40 Prozent sie zurückfahren. Melnikov sprach von einem Alarmsignal für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts: “Wenn sich dieser Trend fortsetzt, droht Deutschland eine weitere Deindustrialisierung.”

Auch die Geschäftserwartungen der Unternehmen bleiben zu Jahresbeginn fast unverändert trüb. Ein Drittel der Unternehmen hat negative Geschäftsaussichten. Der Anteil der Firmen, die in den kommenden zwölf Monaten mit einem besseren Geschäft rechnen, steigt nur geringfügig auf 14 Prozent. “Den Betrieben geht die Kraft aus. Während es früher ein Auf und Ab bei der Konjunktur gab, zeigt der Trend mittlerweile seit sieben Jahren nach unten”, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier.

Auch die Exporterwartungen blieben trüb. 28 Prozent der Unternehmen rechnen in den kommenden zwölf Monaten mit sinkenden Ausfuhren, nur 20 Prozent dagegen mit steigenden Verkäufen in andere Länder: “Gesunkene Wettbewerbsfähigkeit und zunehmender Protektionismus bedrohen die exportorientierte deutsche Industrie, die bisher immer ein Motor des Wirtschaftswachstums war”, sagte Treier.

(Reporting by Kirsti Knolle)

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