Teurere Kfz-Policen verschaffen Versicherern spürbares Beitragsplus

Berlin (Reuters) – Autofahrer in Deutschland müssen sich aufgrund von Milliardenverlusten der Kfz-Versicherer auch in diesem Jahr auf deutlich steigende Prämien einstellen.

In der Branche sei 2025 ein zweistelliges Beitragswachstum zu erwarten, teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Donnerstag in Berlin mit. Bereits im vergangenen Jahr seien die Beitragseinnahmen – bei einem Wachstum der Verträge um rund ein Prozent – fast elf Prozent gestiegen. Die Erhöhung pro Vertrag sei “sehr, sehr signifikant” und liege deutlich über der Inflation anderer Produkte, sagte GDV-Präsident Norbert Rollinger. “Wenn es nicht zu außergewöhnlichen Belastungen durch Naturgefahren kommt, dürften die Kfz-Versicherer nach drei Jahren mit teilweise sehr hohen Verlusten in 2025 wieder eine schwarze Null schreiben.”

Dank der teureren Haftpflicht- und Kasko-Policen rund ums Auto blicken die deutschen Versicherer insgesamt zuversichtlich nach vorn und peilen für 2025 ein stabiles Einnahmenwachstum an. “Die Versicherer gehen davon aus, dass sie dieses Jahr spartenübergreifend ein Beitragsplus von fünf Prozent auf 250 Milliarden Euro erreichen”, sagte Rollinger. Die Assekuranz habe aufgrund der sehr schnellen Zinsanstiege und der hohen Unsicherheit drei schwierige Jahre hinter sich. “Die Talsohle scheint nun überwunden.” 2024 verzeichnete die Branche einen Beitragszuwachs von 5,3 Prozent auf 238 Milliarden Euro.

KFZ- UND WOHNGEBÄUDEVERSICHERUNG DEUTLICH TEURER

Für die Schaden- und Unfallversicherung erwartet der GDV für 2025 ein Beitragsplus von 7,5 Prozent auf 99 Milliarden Euro. Die Nachholeffekte der Inflationsentwicklung mit höheren Kosten hätten sich inzwischen deutlich abgemildert, sagte Rollinger. Im vergangenen Jahr belastete die Kfz-Versicherung das Ergebnis der Schaden- und Unfallversicherung aber immer noch, weil die Beitragseinnahmen die wegen der Inflation teureren Schäden und andere Kosten nicht deckten. “Hier standen jedem eingenommenen Euro Ausgaben von einem Euro und sechs Cent gegenüber”, sagte Rollinger. Das bedeute zwar immer noch einen versicherungstechnischen Verlust von rund zwei Milliarden Euro – “ist aber eine Verbesserung zum Vorjahr”.

Auch die Wohngebäudeversicherung wurde deutlich teurer: Während die Zahl der Verträge minimal um 0,1 Prozent sank, stiegen die Beitragseinnahmen 2024 um zwölf Prozent.

Für die Private Krankenversicherung prognostiziert der GDV für 2025 ein Beitragsplus von 7,5 Prozent auf 56 Milliarden Euro, nach 6,3 Prozent Wachstum im vorigen Jahr.

In der Lebensversicherung werden die Beitragseinnahmen in diesem Jahr laut Verband um 1,3 Prozent auf knapp 96 Milliarden Euro zulegen. “Hier dürften sich steigende Löhne, rückläufige Inflationsraten und die aktuelle Zinsentwicklung positiv bemerkbar machen”, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. 2024 verbuchten die Lebensversicherer ein Plus von 2,6 Prozent.

In der Debatte um Schutz gegen Elementarschäden wie Hochwasser und Starkregen will der GDV der neuen Bundesregierung bald einen Vorschlag machen – auf Basis eines Modells aus Großbritannien. Dort hätten die Versicherer ein Public-Private-Partnership-System (PPP) entwickelt, mit dem Hochwasserschutz auch für gefährdete Haushalte bezahlbar bleibe, sagte Rollinger und bekräftigte: “Eine Pflichtversicherung ist keine Lösung, da sie weder Schäden verhindert noch Prämien senkt.”

Die Versicherungswirtschaft plädiert zudem für besseren Schutz vor Hackerangriffen und setzt im Kampf gegen Cyberattacken auch auf die Hilfe des Staates. Denn privatwirtschaftliche Versicherungen könnten zwar viele Risiken abdecken, “aber nicht die Folgen einer Cyberpandemie” – also eines flächendeckenden, systemischen Ausfalls, mahnte Rollinger. Auch hier favorisiere man ein PPP-Modell mit staatlicher Beteiligung. Denn Versicherungen seien bei Cyberpolicen vorsichtig, weil es zu großen Schäden kommen könnte. Diese Policen hatten vor Kurzem noch um 50 Prozent pro Jahr zugelegt – dürften aber 2024 laut GDV nur noch einstellig gewachsen sein.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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