Berlin (Reuters) – Der Anstieg der Firmenpleiten in Deutschland hat sich zu Jahresbeginn fortgesetzt.
Im Januar nahm die Zahl der Regelinsolvenzen um 14,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Mit Ausnahme des Juni 2024 (+6,3 Prozent) liegen die Zuwachsraten im Vorjahresvergleich damit seit Juni 2023 im zweistelligen Bereich.
“Die Wirtschaftskrise kostet immer mehr Betriebe die Existenz”, sagte der Chefanalyst der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier, angesichts von zwei Rezessionsjahren in Folge. Der Ausblick für das Jahr 2025 sei trübe. Fast jedes fünfte Unternehmen kämpfe mit Liquiditätsschwierigkeiten, so viele wie seit der Corona-Pandemie nicht mehr. “Die Malaise zieht sich durch die gesamte Branchenlandschaft”, sagte Treier. Im Kraftfahrzeugbau berichte fast jeder vierte Betrieb von Zahlungsengpässen, sagte Treier unter Verweis auf die aktuelle DIHK-Konjunkturumfrage mit mehr als 23.000 Unternehmensantworten. In den Gesundheits- und sozialen Diensten, im Gastgewerbe und in der Bildungswirtschaft seien es jeweils 25 Prozent und mehr.
Der Schnellindikator zu den Regelinsolvenzen greift auf Meldungen der Plattform Insolvenzbekanntmachungen.de zurück. Für die amtliche Statistik werden dann direkt Daten von Gerichten verwendet, die nicht so schnell zur Verfügung stehen, da sie nochmals geprüft werden. Die Amtsgerichte meldeten nach endgültigen Ergebnissen im November 2024 insgesamt 1787 beantragte Unternehmensinsolvenzen. Das waren 18,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und der DIHK zufolge höchste November-Stand seit zehn Jahren. Die Forderungen der Gläubiger aus den gemeldeten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte auf rund 2,8 Milliarden Euro. Im Vorjahresmonat hatten sie noch bei 1,5 Milliarden Euro gelegen.
Bezogen auf 10.000 Unternehmen gab es im November in Deutschland insgesamt 5,2 Unternehmensinsolvenzen. Die meisten Insolvenzen entfielen auf den Wirtschaftsabschnitt Verkehr und Lagerei mit 9,0 Fällen. Danach folgten das Baugewerbe mit 7,5 Insolvenzen sowie das Gastgewerbe mit 6,9 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen.
Gemeldet wurden im November zudem 5971 Verbraucherinsolvenzen. Das waren 2,8 Prozent mehr als im November 2023, so das Statistikamt.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)