UN: Im Kongo 350.000 Menschen durch Kämpfe ohne Unterkunft

Genf (Reuters) – Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen zeigt sich besorgt über die sich rasch verschlechternde Lage im Osten der Demokratischen Republik Kongo.

Durch den Krieg seien rund 350.000 Menschen obdachlos geworden, teilte das UNHCR am Freitag mit. Die von Ruanda unterstützten M23-Rebellen haben im vergangenen Monat Goma eingenommen, die größte Stadt im Osten des Landes. Seither dringen sie Richtung Süden vor. Dieser Vorstoß könne eine größere Katastrophe in einem Gebiet auslösen, in dem bereits Tausende von Vertriebenen leben, hieß es vor Ort.

Die rund 350.000 im Land Vertriebenen hätten keine Unterkunft mehr, da ihre provisorischen Lager zerstört worden seien oder ihre Heimkehr aufgrund nicht explodierter Munition unsicher sei, sagte UNHCR-Sprecher Eujin Byun in einer Videoschalte vor der Presse in Genf. Dem UNHCR zufolge sind etwa 70 Prozent der Lager in Goma zerstört und weitere in Minova beschädigt. “Hunderttausende Menschen leben derzeit in provisorischen Unterkünften, darunter in Kirchen und Krankenhäusern”, fügte Byun hinzu.

Dem UNHCR zufolge steigt zudem die Kriminalität. Auch die Seuchengefahr nehme zu. Wegen der Kämpfe sei die Bereitstellung von Hilfe erschwert. Mehr als 80 Zivilisten seien diese Woche bei einem nächtlichen Angriff der CODECO-Miliz auf mehrere Dörfer im Osten Kongos getötet worden, teilte die UN-Friedensmission MONUSCO am Donnerstag mit. CODECO, eine von zahlreichen Milizen, die um Land und Ressourcen kämpfen, hat die Flüchtlingslager, deren Zahl sich seit dem Vormarsch der M23 deutlich erhöht hat, häufig angegriffen. Ruanda wird vom Kongo, den Vereinten Nationen und westlichen Ländern beschuldigt, die M23 mit Truppen und Waffen zu unterstützen. Das Land bestreitet diesen Vorwurf.

Durch die jüngsten Kämpfe wurden mindestens 3000 Menschen getötet und Hunderttausende vertrieben.

(Bericht von Olivia Le Poidevin, bearbeitet von Kerstin Dörr, redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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